Kultur – Gedanken, Ideen und Fragen

Kultur- Was ist das? Eine häufig gestellte Frage auf die es eigentlich keine einfache Antwort gibt oder vielleicht doch?

Kultur, das ist was mit Menschen, mit von Menschen geprägter Natur, mit Geschichte, mit allem, was irgendwie von Menschen gemacht, bearbeitet, verändert und geschaffen wurde – ganz grob und ins Unreine gesprochen.

Vor allem aber ist Kultur spannend, facettenreich und umfassend. Kultur öffnet Horizonte, sie sorgt für Verständnis und manchmal auch für Unverständnis. Immer aber ist Kultur bunt und vielfältig und sie erzählt von Menschen, von ihren Geschichten, ihren Ideen, ihrem Tatendrang und auch ihren Gefühlen.

Kultur fächert sich in unendlich viele Bereiche auf, sie schafft verschiedene Kulturen und wird von ihnen auch wieder geschaffen.

Sie sehen, es ist nicht ganz einfach mit diesem Begriff Kultur und deshalb versuche ich hier einmal in einem etwas längeren Text diesem Begriff und seinen Facetten auf den Grund zu gehen und einige Fragen zu beantworten, die im Zusammenhang mit Kultur oftmals gestellt werden.


Woher kommt der Begriff Kultur?

Die rein sprachliche Herkunft des Begriffs „Kultur“ ist recht einfach zu klären. Beim deutschen Wort „Kultur“ handelt es sich um eine Ableitung vom lateinischen „cultura“. Was aber meinten die Römer mit „cultura“? Was verstanden sie darunter? Meinten sie das Gleiche wie wir heute?
Um eine Antwort auf diese Frage zu bekommen, lassen Sie uns doch einfach mal in den guten alten Georges schauen, das Standardwörterbuch zur lateinischen Sprache. Hier finden sich folgende Angaben:


cultūra, ae, f. (colo), die Pflege, Abwartung, I) im engern Sinne, die Pflege, Abwartung des Ackers usw., die Bearbeitung, Bebauung, Bestellung, der Anbau, die Kultur […] das Kulturverfahren, der Landbau, die Landwirtschaft im weitesten Sinne […]“.

Die Römer verstanden also offenbar vor allem landwirtschaftliches unter „cultura“, etwas, das in unserem heutigen Sprachgebrauch eher selten mit dem Begriff Kultur gemeint und wenn, dann eigentlich nur mit einem Zusatz wie etwa „Agrarkultur“ oder ähnliche Begriffe.

Aber im Georges finden sich noch weitere Übersetzungen, die den schon bei den Römern gebräuchlichen weiteren Sinn des Wortes Kultur betreffen:


„II) im weitern Sinne: 1) die physische u. geistige Pflege, Abwartung, a) die physische, dah. Kleiderputz […] b) die geistige Pflege, Ausbildung […] 2) die tätige Pflege übh., a) einer Gottheit, die geistige Verehrung, Anbetung, der Kultus […] b) die huldigende Verehrung, die jmdm. dargebrachte Huldigung […]“.

Hier kommen wir unserer heutigen Bedeutung also offenbar schon etwas näher, vor allem wenn wir uns die Benutzung des Wortes bei Cicero anschauen, der von „cultura animi“ sprach und damit, ähnlich wie auch Horaz, die sittliche Veredelung des Menschen, seine Ausbildung und seine geistige Pflege meinte.

Klar aber ist: „cultura“ meint nicht „Kultur“ in unserem heutigen Sprachgebrauch. Nun gut, es wäre ja auch zu einfach (und irgendwie auch langweilig), wenn sich die Bedeutung eines Wortes im Laufe von gut 2.000 Jahren und durch mehrere Sprachen hindurch nicht verändert hätte.

Immerhin aber wissen wir nun woher das Wort „Kultur“ stammt und was es ursprünglich einmal bedeutet hat.

In Bezug auf die Wortherkunft sollten wir uns aber noch kurz anschauen von welchem Wort „cultura“ im Lateinischen abgeleitet wurde, das ist nämlich nicht ganz uninteressant: Wie man schon am Eintrag bei Georges sehen kann, leitet sich „cultura“ von „colere“ ab und das bedeutet „urbar machen, pflegen“ und auch „ausbilden“. Von diesem Verb leiten sich übrigens auch die deutschen Begriffe „Kolonie“ und „Kult“ ab.

Wie aber kam es dazu, dass dieses lateinische Wort im Deutschen so ganz anders benutzt wird?  – Eine gute und ausgesprochen berechtigte Frage, die allerdings nur schwierig zu beantworten ist. Was feststeht ist, dass es das deutsche Wort „Kultur“ erst seit dem Ende des 17. Jahrhunderts überhaupt gibt. Benutzt wurde es in dieser Zeit in der Bedeutung der Pflege und zwar der Pflege des Bodens ebenso wie der Pflege des Geistes. Diese Bedeutung blieb bis ins 19. Jahrhundert so erhalten und änderte sich erst im 20. Jahrhundert langsam und allmählich; zu diesem Zeitpunkt kam auch das Adjektiv „kulturell“ in Gebrauch, das keinerlei Bezug mehr zur Landwirtschaft hatte.


Kultur – Was ist das? – Eine Definition

Eine Antwort auf die Frage was Kultur eigentlich ist, habe ich vor einer Weile schon einmal in einem anderen Beitrag auf dieser Website versucht zu geben. Dabei habe ich mich mit der Definition des Duden und der Definition der UNESCO auseinandergesetzt und versucht hier eine Definition für Kultur zu finden, die auch das wiedergibt, was ich ganz persönlich unter Kultur verstehe.

Die sicher ironischste Definition für den Begriff „Kultur“ hat sicherlich der Kulturhistoriker Egon Friedell hinterlassen, der Kultur schlichtweg als „Reichtum an Problemen“ definierte, womit er sicherlich nicht ganz falsch lag, insbesondere in Hinblick auf die heute schwelende und ausgesprochen leidige Debatte um den Begriff „Leitkultur“.

Fürs erste möchte ich an dieser Stelle auf die Definition des Duden beschränken, der Kultur als „die Gesamtheit der geistigen, künstlerischen und wissenschaftlichen Leistungen, die ein Volk und /oder eine Epoche charakterisieren“ definiert.

Dies ist ein recht weitgefasster Kulturbegriff, der aber immer den Menschen und seine Leistungen in den Mittelpunkt stellt, ohne dabei eine Wertung im Sinne von höher- oder niederstehend zu beinhalten, was, wie ich finde, ausgesprochen wichtig ist und auch dem entspricht, was die UNESCO in ihre Definition mit aufgenommen hat.


Was versteht man unter einer Kultur und was gehört dazu?

Eine gute Frage und auch schon ein großes Problem, denn spätestens bei dieser Frage stellen wir fest, dass es offenbar einen Plural von „Kultur“ gibt. Das bedeutet dann aber unweigerlich, dass es unterschiedliche „Kulturen“ gibt. Damit kommen wir zu der Frage, wie sich diese Kulturen voneinander unterscheiden, wie sie voneinander getrennt werden, ob dies geographisch erfolgt oder zeitlich oder vielleicht auch beides?

Ich bin Historikerin, also argumentiere und definiere ich immer zuerst einmal aus dem Kontext meiner Wissenschaft heraus und die Geschichtswissenschaft definiert eine Kultur als eine Gesellschaftsordnung, was erst einmal wohl nicht so besonders aussagekräftig ist. Das „Wörterbuch zur Geschichte“[1] wird da etwas konkreter. Hier heißt es: Kultur „ist die gesellschaftl. und geistige Lebensform eines Volkes, seine Vorstellungs-, Denk-, Sprach- und Wertwelt. […] Kultur besteht bereits am Anfang der Geschichte. Im Ablauf der Geschichte gibt es eine Vielzahl von K. [Kulturen], die durch bestimmte geschichtl. Situationen eines Volkes oder einer Völkergruppe und durch die bestimmte Bevorzugung von Werten geprägt sind.“


Neandertaler LVR Landesmuseum Bonn Rekonstruktion
So sah er aus der berühmte Neandertaler LVR Landesmuseum Bonn Foto: A. Kircher-Kannemann

Kulturen der Welt – Welche Kulturen gibt es?

Nehmen wir die Definitionen zusammen, die ich hier bisher zusammengetragen habe, dann gibt es eine wohl nicht zählbare Menge von Kulturen. Wenn wir von der Grundidee ausgehen, dass unterschiedliche Gruppen von Menschen an unterschiedlichen Orten und zu unterschiedlichen Zeiten ganz unterschiedliche Kulturen ausgeprägt haben, dann kann man sich – ausgehend von der Tatsache, dass es den ersten „Homo sapiens“ vor etwa 300.000 Jahren gab – schon ausrechnen, dass die schiere Zahl an Kulturen wohl enorm groß sein muss. Wenn man jetzt noch ins Kalkül zieht, dass auch geographische Räume zur Ausbildung unterschiedlicher Kulturen beitragen, dann wird die Zahl nochmals erhöht.

Es ist also im Grunde genommen unmöglich zu sagen wie viele und welche Kulturen es im Laufe der Jahrhunderttausende gegeben hat. Selbst nur für unsere heutige Zeit ist die Beantwortung dieser Frage eigentlich unmöglich. – Wieso? Nun, nehmen wir ein simples und naheliegendes Beispiel: Wenn wir bei einer Kultur von einer gemeinsamen Historie und einer gemeinsamen Sprache ausgehen, dann müssten Deutsche und Österreicher eigentlich ein und dieselbe Kultur haben und somit eine „Kultur“ bilden. Würden Sie dem zustimmen oder würden sie eher sagen, dass diese beiden Nationen durchaus unterschiedliche Kulturen haben und dass das mit der gemeinsamen Sprache durchaus auch so eine Sache ist, wie schon der österreichische Kabarettist Karl Farkas 1957 bemerkte, als er sagte: „Aber wir Österreicher unterscheiden uns doch von den Deutschen durch so mancherlei, besonders durch die gleiche Sprache.“ Nur als Beispiel: Versuchen Sie als in Deutschland aufgewachsener Mensch mal sich mit jemandem, der in Österreich aufgewachsen ist über das „Kulturgetränk“ Kaffee zu unterhalten. Ich garantiere, sie werden ohne passendes Wörterbuch scheitern.

Gleiches gilt im Grunde auch für Briten und Amerikaner über die übrigens ein ähnliches Bonmot im Umlauf ist: „Britain and America are two nations divided by a common language.“ Und im Grunde kann man diese Beispiele noch viel weiter treiben, denn wie sieht es – noch kleinräumiger gedacht – etwa mit Friesen und Bayern aus? Können die sich verstehen?

Auch wenn wir eine gemeinsame Religion ins Feld führen wird die Antwort nicht klarer und einfacher, denn auch innerhalb einer Religion herrscht keine Einigkeit und nicht zwingend eine gemeinsame Kultur, wie man unschwer am jahrhundertealten Disput zwischen Katholiken und Protestanten und West- und Ostkirche sehen kann. Alle sind angeblich Christen, doch würden Sie sagen, dass ein orthodoxer Christ die gleiche Kultur hat wie ein Calvinist? Allein das Feiern des Weihnachtsfestes ist völlig unterschiedlich und findet zu unterschiedlichen Terminen statt. Katholiken und Protestanten hatten etwa 150 Jahre lang nicht einmal den gleichen Kalender, weil die Protestanten den katholischen gregorianischen Kalender schlicht ablehnten und beim julianischen blieben. Kann das eine gleiche Kultur sein? Wenn ja, wo ist das verbindende Element? Vielleicht eine quasi gemeinsame Geschichte? Sind es politische, zwischenmenschliche, religiöse oder auch wirtschaftliche Verbindungen, die über Jahrhunderte oder gar Jahrtausende bestanden?

Die Frage welche und wie viele Kulturen es gibt ist also aus dieser Perspektive nicht zu beantworten und auch schon die pure Annäherung an eine Antwort wird erschwert durch die Frage nach der Definition, was man denn als Basis einer gemeinsamen Kultur ansieht.


Bedeutung und Funktionen von Kultur

Auf die Frage der Bedeutung und der Funktion von Kultur hat der Deutsche Kulturrat im Jahr 2010 eine doch recht kurze und gerade deswegen prägnante Antwort gegeben, die hier kurz zitiert sei:


„Kunst und Kultur haben eine herausragende Bedeutung für die Gesellschaft. Sie spiegeln gesellschaftliche Debatten wider, sie bieten Reibungsflächen zur Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit, sie weisen über das alltägliche Geschehen hinaus. Kunst und Kultur sind Ausdruck des menschlichen Daseins. Die Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur verweist auf die Vergangenheit und den Umgang mit überbrachten Werten, sie hat zugleich eine zukunftsgerichtete Dimension und beinhaltet Visionen einer künftigen Gesellschaft. Im Umgang mit Kunst und Kultur zeigen sich also die Diskurse der Gesellschaft. Kunst und Kultur wird eine herausragende Bedeutung für die gesellschaftliche Entwicklung beigemessen. In einer multiethnischen Gesellschaft gewinnen Kunst, Kultur und kulturelle Bildung eine zunehmende Bedeutung, um Integration zu befördern und die positiven Elemente kultureller Vielfalt herauszustellen. […] Für jeden einzelnen Menschen sind Kunst, Kultur und kulturelle Bildung wesentlich. Kulturelle Bildung eröffnet neue Welten, sie bietet die Möglichkeit der Auseinandersetzung mit sich selbst und mit der Kunst. Kulturelle Bildung ist eine der Voraussetzungen für individuelle Kreativität und eigenes künstlerisches Schaffen.“

Kultur dient also dazu Menschen zusammenzuführen, ihnen eine gemeinsame Grundlage zu bieten und so Verständigung möglich zu machen. Zugleich ist Kultur, bzw. das Lernen von Kultur die Basis für eigene Kreativität und Weiterentwicklung. Nur wer eine Basis hat kann wachsen und sich entfalten, da ist der Mensch nicht deutlich anders gestrickt als jede Pflanze. – Vereinfacht könnten wir also sagen, dass die Kultur die Wurzel eines jeden Menschen ist.


Kultur und Gesellschaft

Der vorangegangene Abschnitt beantwortet auch schon zum Teil die hier aufgeworfene Frage nach der Verknüpfung von Kultur und Gesellschaft. Kultur ist sozusagen der gemeinsame Nenner einer Gesellschaft, ihre Basis, eine Form von Wertegemeinschaft auf die man sich im Laufe der Geschichte geeinigt hat oder besser gesagt: die sich ergeben hat.

Kultur ist somit das Referenzsystem einer Gesellschaft und zugleich auch das Mittel mit dem sie sich nach außen gegenüber anderen Gesellschaften abgrenzt. Jacob Burckhardt bezeichnet die Gesellschaft als die „äußere Gesamtform“ der Kultur.[2] Kultur ist also letztlich das sinnstiftende Element einer Gesellschaft.  Wenn wir also im philosophischen Sinne eine Gesellschaft als „Subsystem eines Staates“ begreifen, dann ist die Kultur das Kultur das Regelwerk, das das Zusammenleben und das Verhalten der Menschen in dieser Gesellschaft leitet insbesondere gegenüber anderen Menschen und der Natur.[3]


Kultur und Politik

„Unter Kulturpolitik versteht man die Pflege des Kulturellen durch den Staat. Diese Aufgabe des Staates wird in totalitären Staaten mit der Unterordnung der K.[ultur] unter die Politik und ihre Dienstbarmachung durch diese verkannt.“[4]

Kultur und Politik – ein weites Feld mit vielen Anknüpfungspunkten, denn zum einen ist die Politik, ist die Staatsform der sie entspringt durchaus ein Teil der Kultur und zum anderen ist die Politik, bzw. ihre Organe, angefangen von Stadträten über Landtage bis hin zum Bundestag einer der wichtigsten Geldgeber der Kultur, besser gesagt dessen, was wir so landläufig als Kultur bezeichnen, sprich Kunst und ähnliches.

So haben diese beiden Bereiche „Kultur und Politik“ einen eigenen Bereich, ein eigenes Feld kreiert: die Kulturpolitik. Was aber versteht man unter Kulturpolitik? Da stellen wir uns wieder mal ganz dumm und fragen – das macht der moderne Mensch so – Wikipedia. Hier gibt es tatsächlich einen Eintrag mit dem Titel „Kulturpolitik“ und dort steht zu lesen: „Kulturpolitik bezeichnet in einem engeren Verständnis alles Handeln eines Staates im Bereich der Kunst (bildende Kunst, darstellende Kunst, Musik, Literatur), insofern ist also auch von Kunstpolitik die Rede. In einem weiteren Verständnis umfasst Kulturpolitik jegliche Form gesellschaftlicher Beziehungen.“  – Mmh, da stolpere ich ein wenig, denn wenn diese Definition stimmt, dann frage ich mich, warum ich auch in Schlössern, in kulturgeschichtlichen und historischen Museen immer mit dem Kulturdezernenten zu tun hatte. Offenbar ist die Definition von Wikipedia verkürzt, respektive vereinfacht, denn hier werden nur die Teilbereiche der Kunst als Kultur definiert, die Sammlung von Kulturgut aber nicht und das umfasst bei weitem nicht nur Kunst, sondern auch ganz normale Alltagsgegenstände.

Aber genug der Kritik an der einleitenden Definition, denn in der Folge wird diese durchaus relativiert und so heißt es weiter, dass die wichtigste Aufgabe der Kulturpolitik, insbesondere auf kommunaler Ebene, die Unterhaltung von Kultureinrichtungen sei und dazu gehören neben Museen auch Bibliotheken, Archive, Theater und vieles mehr.

Die Kulturpolitik umfasst also neben dem Bereich der Kunst auch die Bereiche Bildung, Wissenschaft, Religion und Medien und sie setzt die rechtlichen und auch finanziellen Rahmenbedingungen für den Kulturbetrieb.

Wie eng die Verflechtung von Kultur und Politik ist sieht man auch bereits daran, dass der „Deutsche Kulturrat“ ein Zeitschrift herausgibt mit dem Titel „Politik & Kultur“. Diese Zeitschrift gibt es übrigens kostenlos als Download und sie erscheint zehnmal im Jahr.

Spätestens seit der Corona-Pandemie ist ein neuer Schwerpunkt in der Kulturpolitik hinzugekommen und der betrifft die Digitalisierung.
Immer klarer wird, dass es neue Förderrichtlinien braucht, die vor allem die Digitalisierung der Kultur fördern. Dies ist tatsächlich auch während der Pandemie bereits geschehen. Zahlreiche Fördertöpfe wurden aufgemacht und die Digitalisierung sehr weit in den Vordergrund geschoben.
Interessant hierzu ist, was Anke von Heyl in der Zusammenfassung der Web-Talk Reihe “Kultur(en) der Digitalität”, veranstaltet von der Kulturpolitischen Gesellschaft, die im Juni und Juli 2020 stattfand, hierzu geschrieben hat:

Konsequenzen […] für eine Kulturpolitik der Digitalität […] Zum einen beziehen sich diese auf eine Infrastruktur mit neuen Förderszenarien, innerorganisationalen Strategien oder Daten-Standards. Auf der anderen Seite gilt es, Kreativität und Innovation Raum zu geben oder die Durchlässigkeit der Kulturbetriebe im Sinne von Interdisziplinarität und digitaler Kompetenz zu fördern. Es sind zahlreiche Veränderungsansprüche vorhanden, die nach neuen Leitlinien verlangen. Auch im Hinblick auf Fragen von Repräsentation und Kultureller Teilhabe braucht es entsprechende Regularien. Wir leben im postdigitalen Zeitalter und ständige Neuerungen fordern entsprechende Anpassungen. […]
Mit dem Blick auf den Begriff einer Kulturpolitik der Digitalität stellen sich einige Fragen: Können wir tatsächlich davon ausgehen, dass eine Kulturpolitik existiert, die sich umfassend mit der Digitalität befasst? Eine Kulturpolitik, die entsprechend Strategien für den digitalen Wandel entwickelt? Erwächst aus dem Abwägen zwischen Chancen und Risiken eine dezidierte Haltung der Kulturpolitik? […]
Martin Lätzel sah es als zentrale Aufgabe der Kulturpolitik, neue Förderstrukturen zu entwickeln – vor allem für Programme, die den Prozess der Transformation beschleunigen helfen. Die zukünftige Agenda für die Kulturpolitik wird seiner Meinung nach vor allem durch das Denken einer digitalen Vermittlung und die Umsetzung eines digitalen Marketings bestimmt. […]
Der Schlüssel zur digitalen Transformation liegt seiner Ansicht [gemeint ist der Vortrag von Martin Zierold, Anm. Verf.] nach in strategischen Ansätzen, die sich in unbekanntes Terrain vorwagen und auch das Risiko des Scheiterns einkalkulieren. Etwas, das in der Regel besondere Laborbedingungen erforderlich macht und laut Zierold nicht mit der üblichen Projektförderung erreicht werden kann.

Die Kulturpolitik steht also vor neuen und vor allem großen Herausforderungen, die sie meistern muss und in Teilen hat sie damit auch schon begonnen. Es wurden neue Förderprogramme aufgelegt, die hoffentlich in den nächsten Jahren auch fortgesetzt werden.


Herberge im Archäologischen Park Xanten
Xanten Archäologischer Park – Blick auf rekonstruierte Gebäude Foto: A. Kircher-Kannemann

Beispiele für Kultur

Folgt  man dem deutschen Wikipedia-Artikel zum Stichwort Kultur, so sind als Kulturleistungen „alle formenden Umgestaltungen eines gegebenen Materials, wie in der Technik, der Landwirtschaft, der Essenszubereitung oder der bildenden Kunst, aber auch geistige Gebilde oder „Subkulturen“ wie Musik, Sprachen, Moral, Religion, Recht, Wirtschaft und Wissenschaft“ zu betrachten.

Flapsig formuliert: Alles, wo der Mensch irgendwie seine Finger oder sein Hirn drin hat ist Kultur; nicht immer unbedingt eine gute und schöne, aber nichtsdestoweniger Kultur.

Die meisten Menschen denken bei der Frage nach Beispielen für Kultur sicherlich gleich an Kunstwerke, an Gemälde oder Skulpturen, die in Museen ausgestellt sind und liegen damit durchaus richtig. Aber es gibt noch viel mehr, das Beispiel für Kultur ist: Theater zum Beispiel, Schauspielhäuser, aber auch Bibliotheken und Archive sind Horte der Kultur und in einem Freilichtmuseum etwa kann man sich der „Alltagskultur“ vergangener Jahrhunderte widmen. Das, was Sie hier gerade lesen ist letztlich auch ein Stück Kultur, nicht weil es sich mit dem Thema „Kultur“ beschäftigt, sondern weil es ein Text ist, geschriebene Sprache und sowohl Schrift als auch Sprache zählen als Teil der Kultur. Feste sind ein Teil der Kultur, Karneval etwa oder auch ein Schützenfest, der Martinszug ebenso wie die Fronleichnamsprozession. Schlösser, Burgen, Architektur allgemein sind ein Stück Kultur und Beispiele dafür wie der Mensch seinen Lebensraum gestaltet und formt.


Kulturelle Identität und kulturelle Aspekte

Viele Ideen, Gedanken und Definition zum Begriff und zur Idee von Kultur haben Sie inzwischen hier gelesen und jetzt wird es im Grunde nochmal ein bisschen komplizierter, denn es geht um die „kulturelle Identität“ und die Frage was das eigentlich ist, wie man sie beschreiben kann und worauf sie eigentlich fußt, diese vielberufene Identität, die für die meisten unter uns wohl doch eher ein wabernder Begriff denn ein greifbares Gefühl ist.

Wenn Sie den Begriff Googeln, dann finden Sie wahrscheinlich – genauso wie ich auch – viele hochtrabende und unverständlich klingende Texte, die mit Fremdworten und Fachbegriffen beladen, irgendwelche mehr oder minder spannenden philosophisch anmutenden Ideen enthalten. Eine dieser Definitionen stammt von Arnd Uhle, einem Rechtswissenschaftler, der in seiner Habilitationsschrift[5] schrieb: „Unter kultureller Identität wird die Gesamtheit der kulturell geprägten  Werte samt der daraus resultierenden Weltsichten und Denkweisen sowie der ebenfalls kulturell geprägten Verhaltens- und Lebensweisen verstanden, die das Eigenbild einer Kulturgemeinschaft  –  namentlich einer Nation – prägen. Die so verstandene kulturelle Identität wird sowohl durch Elemente der Zugehörigkeit zu einem (übergeordneten) Kulturkreis als auch durch Elemente der Zugehörigkeit zu der individuellen Kultur der betreffenden Gemeinschaft bestimmt.“

Ok., versuchen wir das mal aufzudröseln: Jeder Mensch gehört einer Gruppe an, die mehr oder minder groß ist. Diese Gruppe hat bestimmte Werte, Weltsichten und Denkweisen. Diese Werte, Weltsichten und Denkweisen existieren aber nicht einfach so für sich, sondern in einem größeren Zusammenhang, denn man setzt sich ja auch mit der Nachbargruppe auseinander und da man sich ja nicht immer nur den Schädel einschlägt, sondern manchmal tatsächlich auch konstruktiv diskutiert, verändern sich manche Sicht- und Denkweisen gegebenenfalls und fließen als „neu“ und irgendwann dann alt in die Gruppe ein. Dies alles prägt den Menschen und gestaltet seine ganz persönliche (kulturelle) Identität. Die aber kann er im Laufe seines Lebens durchaus ändern. Er kann sich in neue Gruppen begeben, deren Sicht- und Denkweisen lernen und so eine neue (kulturelle) Identität für sich entwickeln, die aber gleichzeitig auch wieder auf die Gruppe zurückwirkt.

Kulturelle Identität ist also etwas, das ständig im Fluss ist, sich bewegt, neu gestaltet und verändert oder würden Sie heute noch sagen wollen, dass Ablass und Inquisition, Korsetts und Schönheitspflästerchen zu ihrer ganz persönlichen kulturellen Identität gehören?

Will heißen: „Eine Person kann gänzlich widerspruchsfrei amerikanische Bürgerin, von karibischer Herkunft mit afrikanischen Vorfahren, Christin, Liberale, Frau, Vegetarierin, Langstreckenläuferin, Heterosexuelle, Tennisfan etc. sein.“, wie die indische Nobelpreisträgerin Amartya Sen bemerkte.[6]


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Kultureinrichtungen – Was ist eigentlich eine kulturelle Einrichtung?

Starten wir mal eine Aufstellung, die übrigens kein Anrecht auf Vollständigkeit erhebt: Museen, Galerien, Bibliotheken, Gedenkstätten, Archive, Akademien, selbständige Kulturinstitute, Theater, besondere Parks und Gärten, Opernhäuser, Bildungseinrichtungen, Auslandsakademien, Literaturgesellschaften, verschiedene Stiftungen, aber auch Medienanstalten, wie etwa die Auslandsmedienanstalt „Deutsche Welle“. Sollte Ihnen noch etwas einfallen, das ich hier vergessen habe, dann schreiben Sie doch einfach einen Kommentar, dann werde ich es gerne ergänzen.

Das Staatsministerium für Kultur und Medien schreibt übrigens zu diesem Thema folgendes: „Die Kunst- und Kulturförderung ist in Deutschland nach dem Grundgesetz in erster Linie Sache der Länder und Gemeinden. Der Bund fördert Kultureinrichtungen und -projekte, wenn sie von nationaler Bedeutung sind. […] Ein Teil der Mittel fließt in die Grundfinanzierung von fast siebzig national bedeutsamen Einrichtungen, die der Bund zum Teil gemeinsam mit Ländern und Gemeinden sichert. Zu diesen “institutionell geförderten” Einrichtungen gehören Stiftungen und Museen, aber auch die überregional bedeutsamen Gedenkstätten. Besondere Verantwortung trägt der Bund für die Kultur in der Hauptstadt Berlin. […] Die Deutsche Welle ist der wichtigste mediale Kulturbotschafter Deutschlands im Ausland.“

Ich bin mal so frei die Liste der vom Bund geförderten Kultureinrichtungen hier wiederzugeben:

Nationale Kultureinrichtungen, Stiftungen und Museen

Akademie der Künste
Alliierten Museum Berlin
Arbeitskreis selbstständiger Kulturinstitute (AsKi)
Bayreuther Festspiele
Bundesarchiv (siehe Einrichtungen im Geschäftsbereich des BKM)
Deutsch-Russisches Museum Berlin-Karlshorst
Deutsche Nationalbibliothek
Deutsche Schillergesellschaft/Deutsches Literaturarchiv Marbach
Deutsches Meeresmuseum
Franckesche Stiftungen in Halle
Freies Deutsches Hochstift in Frankfurt/Main
Gesellschaft für Deutsche Sprache in Wiesbaden
Kulturstiftung des Bundes
Kulturveranstaltungen des Bundes in Berlin
Kunst- und Ausstellunghalle der Bundesrepublik Deutschland in Bonn
Pückler-Park Bad Muskau
Stiftung Bauhaus Dessau
Stiftung Deutsche Kinemathek
Stiftung Deutsches Historisches Museum
Stiftung Hambacher Schloss
Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stiftung Jüdisches Museum
Stiftung Luthergedenkstätten
Stiftung Preußische Schlösser und Gärten
Stiftung Preußischer Kulturbesitz
Stiftung Weimarer Klassik

Auslandsakademien

Deutsche Akademie Villa Massimo
Deutsches Studienzentrum in Venedig

Gedenkstätten und Aufarbeitung der NS-Gewaltherrschaft, Erinnerung an die Opfer

Gedenkstätte Deutscher Widerstand
Haus der Wannseekonferenz
KZ-Gedenkstätte Bergen-Belsen
KZ-Gedenkstätte Dachau
KZ-Gedenkstätte Flossenbürg
KZ-Gedenkstätte Neuengamme
Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas
Stiftung Gedenkstätte Buchenwald und Mittelbau Dora
Stiftung Sächsische Gedenkstätten
Stiftung Topographie des Terrors

Suchdienste
Deutsche Dienststelle (WASt)
Internationaler Suchdienst Bad Arolsen

Gedenkstätten und Aufarbeitung der SED-Diktatur, Erinnerung an die deutsche Teilung

Der Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (BStU) (siehe Einrichtungen im Geschäftsbereich des BKM)
Deutsch-Deutsches Museum Mödlareuth
Gedenk- und Begegnungsstätte Leistikowstraße Potsdam
Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn
Stiftung Berliner Mauer
Stiftung Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen
Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur

Politikergedenkstiftungen

Bundeskanzler-Helmut-Schmidt-Stiftung
Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung
Otto-von-Bismarck-Stiftung
Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus
Stiftung Bundespräsident-Theodor-Heuss-Haus
Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte

Deutsche Kultur im östlichen Europa – Museen und Institute

Adalbert Stifter Verein
Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa (siehe Einrichtungen im Geschäftsbereich des BKM)
Deutsches Kulturforum östliches Europa e.V. Potsdam
Donauschwäbisches Zentralmuseum Ulm
Herder-Institut e.V.
Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas e.V. an der Ludwig-Maximilians-Universität München
Institut für Kultur und Geschichte der Deutschen in Nordosteuropa (IKGN) an der Universität Hamburg
Kunstforum Ostdeutsche Galerie Regensburg
Ostpreußisches Landesmuseum Lüneburg
Pommersches Landesmuseum Greifswald
Schlesisches Museum zu Görlitz
Stiftung Martin-Opitz-Bibliothek Herne
Westpreußisches Landesmuseum Münster

Kultur nationaler Minderheiten – Einrichtungen

Dokumentations- und Kulturzentrum deutscher Sinti und Roma
Zentralrat Deutscher Sinti und Roma
Tolstoi Hilfs- und Kulturwerk

Auslandsmedienanstalt Deutsche Welle


Wein und Weinbau im Alten Ägypten Darstellung aus einer Grabkammer
Weinbau im Alten Ägypten – Darstellung aus der Grabkammer des Nebamun [Public domain], via Wikimedia Commons

Was versteht man unter einer Hochkultur?

Was man unter einer Hochkultur versteht, das hängt schon mal ganz vom Standpunkt ab und von der Wissenschaft aus der man kommt, denn Historiker*innen verstehen darunter durchaus etwas anderes als etwa Soziolog*innen.

Das ich nun einmal Historikerin bin, geht es für mich erst einmal um die Geschichtswissenschaftliche Definition einer Hochkultur, wobei ich gestehen muss, dass ich mich mit der Wertung von Kulturen in „Hoch-“ und „Primitiv-“, „Sub-“ oder Sonstwie-Kultur immer schwertue.

Grundsätzlich versteht die Geschichtswissenschaft unter einer Hochkultur eine Gesellschaft bzw. Gesellschaftsordnung, die – im Gegensatz zu den sie umgebenden Gesellschaften – bereits sehr vielschichtig und ausgeklügelt ist. Als grundsätzliches Merkmal kann man hier wohl vor allem vor allem eine arbeitsteilige Hierarchie anführen. Hinzu kommen eine einheitliche Verwaltung, ebenso wie eine „Regierung“, ein Rechtssystem, eine Religion und grundlegende Wissenschaften und Techniken (vor allem im landwirtschaftlichen Bereich). Die Entwicklung von Schrift und Schriftlichkeit, sowie von Kunst und Architektur und eine eigene Zeitrechnung gehören ebenfalls zu den Erkennungszeichen einer sogenannten „Hochkultur“.

Oswald Spengler (1880-1936) war es, der den Begriff der Hochkultur in gerade einmal drei Worten definierte: „Hochkultur ist Stadtkultur“[7] und an dieser kurzen und sehr prägnanten Definition ist viel dran, denn eine Gesellschaft, die eine Stadt als Lebensraum erschafft, ist unweigerlich eine arbeitsteilige Gesellschaft, die sehr komplex ist und auch verfeinerte landwirtschaftliche Methoden haben muss, um die Bevölkerung der Stadt überhaupt ernähren zu können.

Wenn wir bei Oswald Spengler bleiben, dann finden wir acht verschiedene Hochkulturen, die er identifizierte und beschrieb. Hochkulturen waren für ihn:

1. die Ägyptische Kultur mit der er die kretisch-minoische Kultur verband
2. die Babylonische Kultur
3. die Indische Kultur
4. die Chinesische Kultur
5. die griechisch-römische Antike
6. die arabische Kultur inklusive der byzantinischen und frühchristlichen Kultur
7. die Aztekische Kultur
8. unsere abendländische Kultur seit dem Mittelalter


Wo entstanden die ersten Hochkulturen?

An dieser Aufstellung Spenglers hat sich bis heute nicht viel geändert und die Ägyptische sowie die Mesopotamische Kultur gelten auch heute noch als erste Hochkulturen der Weltgeschichte. Wobei man die Liste von Spengler heute meist noch um einige andere Kulturen erweitert. Der Einfachheit halber übernehme ich hier einmal die bei Wikipedia zu findende Liste, die auch gleich nach Regionen aufgeteilt ist:


In Asien und Afrika

  • Ägypten (etwa 4000 v. Chr. bis etwa 300 v. Chr./395 n. Chr.)
  • Sumer (etwa 4. Jahrtausend v. Chr. bis 2000 v. Chr. in Mesopotamien)
  • Elam (etwa 3500 v. Chr. bis 600 v. Chr. im heutigen Iran)
  • Die Stadt Mari (etwa 2900 v. Chr. bis 1759 v. Chr. im heutigen Syrien)
  • Indus- oder Harappa-Kultur (etwa 2800 v. Chr. bis 1800 v. Chr. in Indien)
  • Die Stadt Ebla (etwa ausgehendes 3. Jahrtausend v. Chr. und zwischen 1800 und 1650 v. Chr. im heutigen Syrien)
  • Reich von Akkade (etwa 2340–2200 v. Chr.) in Mesopotamien
  • Oasen- oder Oxus-Kultur (etwa 2200 v. Chr. bis 1700 v. Chr. in Zentralasien)
  • China (Erlitou-Kultur etwa 2000–1500 v. Chr., Schrift ab etwa 1250 v. Chr.)

In Amerika

  • Maya um 3000 v. Chr. bis etwa 900 n. Chr. in Mexiko und Guatemala
  • Die Stadt Caral in Peru (um 2627 v. Chr.)
  • Olmeken (etwa 1500 v. Chr. bis 400 v. Chr. in Mexiko)
  • Inka 13. Jh. bis Mitte 16. Jh. in Peru, Bolivien, Chile
  • Azteken 14. Jh. bis Mitte 16. Jh. in Mexiko

Spätere Hochkulturen, die zumeist auf diesen ersten Hochkulturen basierten, waren:

  • Assyrien
  • Babylonien
  • im heutigen Iran:
      • Meder
      • Achämeniden
      • Parther
      • Sassaniden
    • Kleinasien
      • Hethiter
    • Mittelmeer
      • Minoische Kultur
      • Mykenische Kultur
      • Phönizier/Karthager
      • Griechenland
      • Etrusker
      • Römisches Reich
      • Byzantinisches Reich
      • Seldschuken
      • Osmanisches Reich
    • Zentralasien
      • Göktürken
    • Südostasien
      • Khmer-Reich (9. Jh. bis 15. Jh.)
    • Afrika
      • Aksumitisches Reich

Bei diesen Aufstellungen fällt auf, dass es vor allem Flüsse waren, die offenbar zur Entstehung der ersten Hochkulturen einen wichtigen Beitrag leisteten. In Ägypten war es der Nil an dem die Menschen siedelten, wo sie Landwirtschaft betrieben und ihre Städte gründeten und im Gebiet der mesopotamischen Reiche von Sumerern, Babyloniern und Assyrern waren es die beiden Flüsse Euphrat und Tigris, die diese Funktion übernahmen. Schaut man weiter zur indischen und chinesischen Kultur, so ergibt sich das gleiche Ergebnis: Flüsse als Lebensadern und als Entstehungshilfen von Hochkulturen – hier waren es der Indus und der Huang He.

Erst in griechisch-römischer Zeit begann dies sich ganz langsam zu verändern, wobei auch Rom ja bekanntlich an einem Fluss errichtet wurde, dem Tiber.


Kulturgeschichte

Es kann eine Last sein mit der Kultur und der Geschichte. Diese Last fiel schon einem gewissen Herrn Goethe auf, als er nach Amerika blickte und deshalb dichtete er folgende Zeilen:

„Amerika, Du hast es besser
Als unser Kontinent, der alte
Hast keine verfallenen Schlösser
Und keine Basalte.
Dich stört nicht im Innern
Zu lebendiger Zeit
Unnützes Erinnern
Und vergeblicher Streit.“[8]

Nun, ob das mit dem Erinnern wirklich so störend ist? Manchmal vielleicht schon – wenn es unangenehm ist. So manches Mal aber ist das Erinnern auch wunderschön, gerade dann etwa, wenn man auf die von Herrn Goethe erwähnten Schlösser schaut. Eine Augenweide sind die meisten von ihnen, märchenhaft und phantasieanregend und mal ehrlich: Wer von uns hätte nicht schon gerne mal wenigstens eine Nacht in einem solchen Schloss verbracht?

Aber Schlösser und das Leben in ihnen sind nicht das Einzige womit die Kulturgeschichte sich beschäftigt, da gibt es noch deutlich mehr. Die Sprache und ihre Entwicklung zum Beispiel sind nicht nur den Sprachwissenschaftlern vorbehalten, sie sind auch ein Teil der Kulturgeschichte, ebenso wie die Religion oder das Brauchtum. Auch die Entwicklung der Familie, Kunst und Wissenschaft sind Themen der Kulturgeschichte.

Und gerade eben, weil ich a) Historikerin bin, b) mein Schwerpunkt tatsächlich auf der Kulturgeschichte liegt und c) das Thema Kulturgeschichte so weitläufig ist gibt es hier nur einen kurzen Einstieg ins Thema. An anderer Stelle wird das Thema „Kulturgeschichte“ dann ausführlicher behandelt. Vorweg aber noch kurz die Definition der Kulturgeschichte aus dem dtv-Wörterbuch zur Geschichte:
„Der Begriff wurde in der Aufklärung als Gegensatz oder Ergänzung zu einer vorwiegend polit. Geschichte geprägt; die K.[ulturgeschichte] als eine bes. Form der Geschichte […] wurde von Voltaire […] und Herder […] begründet. L. von Ranke, der Altmeister der histor. Forschung und Geschichtsschreibung im 19. Jh., übte nicht nur auf die polit. Geschichte stärksten Einfluß aus, sondern postulierte bereits 1830 eine »innere Geschichte unserer Kultur«. Mit J. Burckhardt […], W. H. Riehl, G. Freytag, dann mit E. Gothein […], K. Buckle […] erreichte die K.[ulturgeschichte] im 19. Jh. Höhepunkte.“[9]


Kulturgeschichtliche Epochen

Das mit den Epochen ist immer wieder ein leidiges Thema, denn woran soll man sie festmachen? Aber andererseits braucht man ja auch irgendeine Einteilung, so sind wir Menschen nun mal: wir möchten Kategorien haben, Schubladen, in die wir Dinge hineinstecken können. Das gilt auch für die Geschichte. Aber gerade bei der Einteilung der Geschichte in Epochen ist es schwierig, denn nicht überall verlief Geschichte gleich, da gibt es deutliche Unterschiede nicht nur von Kontinent zu Kontinent sondern teilweise auch von Land zu Land. Zwangsläufig also stößt man auf ein erhebliches Problem, wenn man „die Geschichte“ in Epochen einteilen möchte. Ein Chinese wird die Weltgeschichte durchaus völlig anders sehen und einteilen als etwa ein Franzose.

Wenn ich also hier anfange „Epochenbegriffe“ aufzuzählen, dann sind dies – denn ich sehe die Welt ja mit meiner Brille – unweigerlich europäische Begriffe und an der ein oder anderen Stelle sogar deutsche Begriffe, denn so manche Entwicklung hat sich nicht in ganz Europa wirklich gezeigt.

Ich versuche also mal hier die gängigen „Epochen“ der „Kulturgeschichte“ aufzulisten:

Da gibt es zunächst die Antike, aufgeteilt in griechische und römische Antike, wobei man auch die griechische Antike durchaus aufteilen sollte und zwar in eine archaische Zeit, eine griechische Klassik und die Zeit des Hellenismus. Nicht viel anders sieht es übrigens auch bei der römischen Geschichte aus, auch da sind Einteilungen notwendig in eine Frühphase, die Zeit der römischen Republik, die Zeit des Prinzipats, die Kaiserzeit und die Spätantike. Dann kommt Byzanz, das umfasst in Teilen die Spätantike, aber auch das Mittelalter und da spalten sich dann die Epochen, denn während eben in Byzanz dieser eine Staat bestehen bleibt und seine Kultur weiter tradiert wird, da entwickelt sich in Zentraleuropa etwas Neues: das Mittelalter beginnt. Das teilen wir meist in Früh-, Hoch- und Spätmittelalter ein.

Ab der sogenannten Neuzeit wird’s dann richtig schwierig mit der Einteilung, da gibt es grundsätzlich mal die Frühe Neuzeit, die Neuere und Neueste Geschichte und dann natürlich noch die Zeitgeschichte. Aber diese drei großen Teile sind nochmals feiner zu unterteilen. Da finden wir das Zeitalter der Reformation, die Renaissance, den Humanismus, das Ancien Regime, den Absolutismus, die Aufklärung, die Sattelzeit, den Barock, den Rokoko, den Klassizismus, das Zeitalter des Merkantilismus und das der Kolonisation, dann noch die Industrialisierung, das Zeitalter der Revolutionen … Ich könnte jetzt übrigens beinahe endlos weitermachen mit der Aufzählung solcher Begriffe, denn je nachdem wo man den Schwerpunkt legt, welche Frage man in den Mittelpunkt seiner Forschung oder seiner Überlegungen stellt, wird man das Zeitalter oder die Epoche anders bezeichnen. Und vielleicht haben sie es bemerkt: Ich habe hier gerade viele Begriffe benutzt, die eigentlich aus anderen Disziplinen, wie der Kunstgeschichte oder der Literaturwissenschaft stammen. Das passiert eben, je nachdem welche Perspektive man gerade hat.

Wer sich für diese Problematik der Epochengrenzen und vor allem der Epochenbezeichnung näher interessiert, dem sei übrigens dieser Aufsatz von Achim Landwehr empfohlen: „Absolutismus oder »Gute Policey«? Anmerkungen zu einem Epochenkonzept“.


Hafentempel
Von Bäumen gesäumte Straßen der Colonia Ulpia Traiana mit Blick auf den Hafentempel Foto: A. Kircher-Kannemann

Kulturgeschichte der Antike

Die Kulturgeschichte der Antike umfasst etwa die Zeit von Homer, den Dichter des 8. Jahrhunderts v. Chr. bis zur Zeit Kaiser Justinians, der im Jahr 565 starb. Wie bereits zuvor gesagt unterteilt man diesen enormen Zeitraum in aller Regel nochmals in folgende Perioden oder Epochen:

  • archaisches Griechenland, etwa 800-500 v. Chr.
  • klassisches Griechenland, etwa 500-336 v. Chr.
  • Hellenismus, seit etwa 336 v. Chr. Ein Endpunkt ist hier schwierig zu setzen, denn dann verlassen wir Griechenland für die Epocheneinteilung und wechseln nach Rom
  • Römische Frühzeit und römische Republik, etwa 7. bis 1. vorchristliches Jahrhundert
  • römische Kaiserzeit, 27. v. Chr. bis 565 n. Chr.

Ganz klar kann man all diese „groben“ Epochen auch nochmals feiner einteilen, aber das würde hier eindeutig den Rahmen sprengen.

Schauen wir uns lieber die wichtigen Themen für die Kulturgeschichte der Antike an: da geht es um die Dichtung und die Literatur, die in dieser Zeit entstehen. Aber auch politische Systeme und politische Begriffe wie die Demokratie, die Aristokratie, der Bürger werden in der Antike geprägt. Das Individuum wird entdeckt und in den Mittelpunkt der Philosophie gestellt, die ebenfalls hier entsteht. Das Bildungswesen wird entwickelt. Die Stadt und ihre Kultur werden in der Antike zu wichtigen Zentren des menschlichen Lebens und entwickeln sich zu bis dahin ungekannten Höhen. Das Geldwesen und die Wirtschaft prägen sich immer weiter aus, ebenso wie Wissenschaft und Kunst. Das Christentum entsteht und damit eine neue Form der Religion. Nicht vergessen sollte man auch, dass seit der Antike die Beziehungen zu anderen Kulturen, zum „Außen“ immer wichtiger wird.

Sie merken, ich könnte noch ewig so weiter machen. So ist es eben mit der Kultur und ihrer Geschichte: sie ist unendlich vielfältig.


Ansicht von Burg Linn – Foto: A. Kircher-Kannemann

Kulturgeschichte des Mittelalters

Seit dem 19. Jahrhundert teilt man im deutschsprachigen Raum das Mittelalter in drei Phasen ein:

  • das Frühmittelalter, vom 6. bis etwa zur Mitte des 11. Jahrhunderts mit den Epochen der Merowinger, Karolinger und Ottonen
  • das Hochmittelalter, von der Mitte des 11. bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts, mit den Epochen der Salier und der Staufer
  • das Spätmittelalter, von der Mitte des 13. Jahrhunderts bis etwa zum Jahr 1500, mit den Epochen der Habsburger und Luxemburger

Die Kulturgeschichte des Mittelalters beschäftigt sich vor allem mit dem Menschen und den Dingen, die sein Leben beeinflussen. Da geht es zum Beispiel um die Beziehung des Menschen zu seinem Körper und zu seinen Gefühlen, ein wichtiges Stichwort hier ist die Minne, jene typisch mittelalterliche Liebesdichtung. Aber es geht auch um das Haus im Allgemeinen und die Burg mit ihren eigenen Regeln, Gesetzen und Lebensweisen. Die Städte und ihre Märkte gehören ebenso zur Kulturgeschichte des Mittelalters wie die Klöster und die Kathedralen. Das Essen und die unterschiedlichen Formen des Speisens beim Adel und den Bauern sind zentrale Forschungsgebiete, ebenso wie die entstehenden Tischzuchten und Benimmregeln.

Auch die Mode und die in den Städten aufkommenden Bekleidungsregeln behandelt die Kulturgeschichte des Mittelalters. Nicht vergessen darf man natürlich auch die ritterliche Kultur mit ihren facettenreichen Ausprägungen von Turnier bis „Raubritter“ und die Dichtung, die sie hervorgebracht hat vom Artusroman bis zur Minne.

Eine weitere wichtige Fragestellung der mittelalterlichen Kulturgeschichte ist und bleibt die Bedeutung der Antike für das Mittelalter, für die Traditionen, die sie hinterlassen hat: hier ist das Stichwort Romanik zu nennen.

Auch hier könnte ich endlos fortfahren, denn natürlich bleiben auch die übrigen „klassischen“ Themen der Kulturgeschichte für die mittelalterliche wichtig.


Johann Wolfgang von Goethe - die Lebendmaske im Goethe-Museum Düsseldorf
Johann Wolfgang von Goethe – die Lebendmaske im Goethe-Museum Düsseldorf Foto: A. Kircher-Kannemann

Kulturgeschichte der Neuzeit

Was mir zuerst bei der Überschrift „Kulturgeschichte der Neuzeit“ einfällt? Egon Friedell! Egon Friedell (1878-1938) war Journalist, Schriftsteller und vor allem aber Kulturphilosoph und irgendwie Kulturhistoriker. Seit den späten 1920er Jahren widmete er sich intensiv der Kulturgeschichte und begann mit der „Kulturgeschichte der Neuzeit“. Drei Bände wurden es am Ende, die in den Jahren 1927 bis 1931 erschienen. Friedell gliederte dabei die Neuzeit in folgende Epochen:

  • „Renaissance und Reformation. Von der schwarzen Pest bis zum Dreißigjährigen Krieg“, das umfasst die Zeit von 1349 bis 1618
  • „Barock und Rokoko. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zum Siebenjährigen Krieg“, also die Zeit von 1618 bis 1756
  • „Aufklärung und Revolution. Vom Siebenjährigen Krieg bis zum Wiener Kongreß“, das umfasst den Zeitraum von 1756 bis 1815
  • „Romantik und Liberalismus. Vom Wiener Kongreß bis zum deutsch-französischen Krieg“, hier bewegen wir uns zwischen 1815 und 1870
  • „Imperialismus und Impressionismus. Vom deutsch-französischen Krieg bis zum Weltkrieg“, damit bewegen wir uns zwischen den Jahren 1870 und 1914

Die Themen, die Friedell in diesem Werk behandelte waren ausgesprochen vielfältig und umfassen alle Bereiche der Kulturgeschichte. Besonderes Augenmerk richtete Friedell auf Menschen und ihre Biographien und sparte hier auch nicht mit ganz persönlichen Bemerkungen und Einschätzungen. So manch berühmten Menschen verdammte er und manch anderen stellte er auf einen Sockel.

Spannend ist übrigens das Nachleben dieses Werks: Googeln Sie mal „Kulturgeschichte der Neuzeit“ … mindestens auf den ersten fünf Trefferseiten wird Ihnen wenig anderes begegnen als Egon Friedell.


Europa auf dem Stier
Europa auf dem Stier Public Domain, via Wikimedia commons

Kulturgeschichte Europas

Schon in den vorangegangenen Abschnitten habe ich gesagt, dass die Kulturgeschichte, so wie sie hier beschrieben wird, eine auf Europa zentrierte Kulturgeschichte ist. So sind auch die Epocheneinteilungen, grob nach Antike, Mittelalter und Neuzeit, einzig auf Europa bezogen. Klar tangieren sie auch viele andere Teile der Welt, immer dann, wenn Europäer dorthin kamen, aber nur weil hier gerade Antike oder Mittelalter war, war es das dort noch lange nicht.

Es ist nun mal eine menschliche Eigenschaft sich immer erstmal auf den eigenen Teller zu beziehen und erst darüber hinauszuschauen, wenn man gezwungen wird. Also schauen wir Europäer auch erst einmal auf unsere ureigene Kulturgeschichte, die aber durchaus von vielen anderen Teilen der Welt mal stärker, mal weniger stark beeinflusst wurde. Ein gutes Beispiel dafür ist das Essen, ein sowieso wichtiges Thema der Kulturgeschichte. Was wohl in kaum einem Essen seit der Antike fehlt ist Pfeffer. Dabei gibt es gar keinen Pfeffer in Europa. Pfeffer kommt aus Asien. Schon in der Antike aber gab es Fernhandel, insbesondere mit Indien. Denken sie zum Beispiel an Alexander den Großen, der einen Indienfeldzug unternahm. Globaler Austausch ist also beileibe keine neuzeitliche Erfindung. Schon immer haben sich Kulturen getroffen und gegenseitig beeinflusst und so ließ denn der indische Pfeffer den deutschen Pfeffersack entstehen.


Berliner Stadtschloss
Berliner Stadtschloss um 1900 [Public domain], via Wikimedia Commons

Kulturgeschichte Deutschlands

Einer meiner ehemaligen Lehrer, der leider am 2. Januar 2019 verstorbene Literaturwissenschaftler Wilhelm Gössmann, hat bereits im Har 1960 eine „Deutsche Kulturgeschichte“ verfasst, die im Jahr 2006 in einer stark überarbeiteten Fassung nochmals erschien. In diesem Grundriss einer deutschen Kulturgeschichte begab sich Gössmann erst einmal auf die Suche nach den Grundlagen der „deutschen Kultur“ und verortete sie in der Antike, im Christen- und Germanentum. Wenn man dieser Auffassung folgt, und das tuen wohl die meisten, dann sieht man wie vielfältig und zum Teil sogar konträr schon allein die Basis der sogenannten „deutschen Kultur“ ist und aus welch verschiedenen Quellen sie sich speist. Da sind die „Germanen“ mit ihrem riesigen Siedlungsraum von Skandinavien bis zu den Alpen und vom heutigen Belgien bis etwa nach Rumänien. Dabei gab es „die Germanen“ gar nicht. Es ist nur der Oberbegriff für viele verschiedene Stämme, die alle schon eine eigene Kultur hatten.

Das zweite Standbein, nach Gössmann ist die Antike, vor allem natürlich die römische Antike, denn bekanntlich eroberten die Römer weite Teile des heutigen Deutschlands. Sie brachten ihre Kultur mit und die hier lebenden Menschen übernahmen mehr oder minder viele Teile dieser Kultur und verschmolzen sie mit der ihren.

Dann kam das Christentum. Hier geht es erstmals nicht um „Völker“, die Kultur machen, sondern um eine Religion. Und das Christentum stammt nicht aus Europa, sondern aus Israel und das gehört ganz offiziell zu Asien.

Die Kulturgeschichte Deutschlands ist also auf jeden Fall eins: Vielfalt! Vielfalt gespeist aus ganz unterschiedlichen Quellen und von ganz unterschiedlichen Kontinenten, unterschiedlichen Völkern und Religionen.


Kathedrale Saint Etienne Metz
Kathedrale Saint Etienne – Metz; Foto: A. Kircher-Kannemann

Kulturgeschichte Frankreichs

„Ein Stück Schwarzbrot und ein Krug Wasser stillen den Hunger eines jeden Menschen; aber unsere Kultur hat die Gastronomie erschaffen.“ – Honoré de Balzac – Ja, so sind sie die Franzosen: gutes Essen und auch Mode, aber eben auch Philosophie und Literatur sind wichtige Teile ihres Lebens und ihrer Kultur.

So nah und doch so fern – das ist ein Satz, der mir immer in den Sinn kommt, wenn ich über die Kulturgeschichte Frankreichs nachdenke. Frankreich – das Reich der Franken … ja, richtig: das Reich der Franken und die verortet man doch eigentlich eher in Deutschland. Die Franken, sie sind die gemeinsame Basis, die Deutschland und Frankreich miteinander verbindet. Vor allem Karl der Große, in Frankreich schlicht Charlemagne genannt.

Als Nachbarländer konnten Deutschland und Frankreich sich auch nach der fränkischen Zeit schwerlich aus dem Wege gehen. Und so manche Region gehörte mal nach hüben und mal nach drüben, man denke nur an Elsass und Lothringen.

In der Frühen Neuzeit wurde, auch an deutschen Höfen, französisch gesprochen, denn der französische Hof galt als der Hof schlechthin und seine Regeln als das, was man für den eigenen Hof erstrebte.

Eigentlich sind sich Deutschland und Frankreich also sehr nah. So nah waren und sind sich diese Länder, dass Heinrich Heine schrieb: „Warum aber war die Freude bei meiner Rückkehr nach Paris diesmal so überschwenglich, dass es mich fast bedünkte als beträte ich den süßen Boden der Heimat, als hörte ich wieder die Laute des Vaterlandes? Warum übt Paris einen solchen Zauber auf Fremde, die in seinem Weichbild einige Jahre verlebt? Viele wackere Landsleute, die hier sesshaft, behaupten, an keinem Orte der Welt könne der Deutsche sich heimischer fühlen als eben in Paris, und Frankreich selbst sei am Ende unserem Herzn nicht anderes als ein französisches Deutschland.“[10] Und dennoch sind sie sich so fern, denn während die Deutschen immer gern als Grobiane galten, waren die Franzosen die mit den guten Manieren. Während die Deutschen ihre Schweinshaxe lieben, ihre Würstchen und ihr Sauerkraut, haben die Franzosen das Restaurant, die Haute Cuisine und die Pâtisserie erfunden. Ah, ja und vergessen wir den Champagner nicht.

Und während die Deutschen, zumal die Preußen, immer brav auf ihre Obrigkeit hören, machen die Franzosen dann mal Revolution an deren Ende sie einen König gegen einen Kaiser eingetauscht haben, um dann gleich wieder Revolution zu machen.

Ja, natürlich sind das Klischees (übrigens auch ein französisches Wort – „cliché“ heißt es da und bedeutet „Abklatsch“), aber an diesen Klischees ist durchaus etwas Wahres und man sieht, dass zwei Nachbarn, so nahe sie sich auch sein mögen, doch zwei sehr unterschiedliche Kulturen haben können.

Da die französische Geschichte und die französische Kultur schon aus familiären Gründen für mich eine große Bedeutung haben, nehmen sie natürlich auch auf diesem Blog einen ganz besonderen Raum ein und sind immer wieder Thema verschiedener Blogbeiträge.


Themen der Kulturgeschichte

Wir haben schon einiges über die verschiedenen Themen der Kulturgeschichte gehört und gelesen in den vorangegangenen Abschnitten dieses Beitrags, daher kann ich es hier nun wohl eher kurz machen und auf ein paar besonders wichtige und prominente Themen verweisen, die auch im Folgenden nochmals etwas genauer unter die Lupe genommen werden.

Grundsätzlich interessiert sich die Kulturgeschichte eigentlich für jedes Thema, das den Menschen und seine Lebensumstände betrifft. Die Spannbreite reicht von der Philosophie bis hin zur Toilette. Vor allem das Essen, die Mode und die Hygiene sind gern genommene Themen der Kulturgeschichte, denn sie interessieren auch Laien und gehören einfach zum Alltag eines jeden Menschen. Gleiches gilt für Natur und Tiere und den Umgang mit ihnen.

Selbstredend darf man auch ganz bestimmte Lebensumfelder und Lebenssituationen nicht vergessen: Der Umgang mit dem Tod, der Geburt oder mit Krankheit gehören genauso in dieses Feld wie das Leben auf dem Land, in der Stadt oder auch an adeligen Höfen.


Tischzucht Jakob Köbel Bild erste Seite
Bild auf der ersten Seite von Jakob Köbels Tischzucht

Kulturgeschichte des Essens

Kochen ist in, kochen ist modern und als Fernsehkoch ist man inzwischen ein ernstzunehmender Promi. Da wundert es nicht, dass auch die Geschichte des Essens immer mehr Menschen interessiert und es immer mehr Bücher zur Kulturgeschichte, respektive zur „Esskultur“ gibt.

Auch für mich ist die Esskultur ein immer wieder gerne genommenes und spannendes Thema mit dem ich mich oft auseinandersetze. Hier auf dem Blog zum Beispiel gibt es eine eigene Kategorie zur Geschichte der Esskultur, wo sich zum Beispiel Artikel zur Esskultur in Ägypten und Mesopotamien finden.

Vor allem angetan aber hat es mir die Esskultur an adeligen Höfen. Hierzu habe ich vor allem auf anderen Blogs bisher Beiträge veröffentlicht. Zu nennen sind hier etwa Beiträge zur Geschichte des Kaffees und zur „ersten Barista“ (wobei man diese Bezeichnung nicht so ganz ernst nehmen sollte).

Nicht vergessen darf man natürlich auch den Bereich der „Tischzuchten“, denn wo gegessen wird, da geht es auch immer ums Benehmen beim Essen und schlechte Manieren gab es schon immer.


Reichskleinodien
Kupferstich mit Strümpfe, Handschuhe, Schuhe der Reichskleinodien
Künstler: Johann Adam Delsenbach, 1790, Nürnberg

Kulturgeschichte der Mode

Wie wichtig Menschen Mode ist sieht man nicht nur an den Umsatzzahlen der Modeindustrie. Und an den Auflagenzahlen der Magazine und Zeitschriften über Mode lässt sich deutlich ablesen, dass nicht nur das Tragen der Mode einen hohen Stellenwert hat, sondern auch das Lesen über Mode. Und zum guten Schluss: Die Relevanz von Mode und ihren Machern wird spätestens dann deutlich, wenn man wieder, wie vor Kurzem eine „Modeikone“ wie Karl Lagerfeld stirbt und die ganze Welt daran anteilnimmt.

Aber diese Relevanz von Mode ist keine moderne Erfindung. Schon im alten Rom unterwarf man sich dem Diktat der Mode und in den mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Städten wurden Kleiderordnungen erlassen, weil es die Mode allzu bunt trieb.

Mode ist also ein wichtiges Thema im alltäglichen Leben der Menschen und so nimmt es nicht wunder, dass sich auch die Kulturgeschichte gerne und häufig mit der Mode auseinandersetzt. Auch ich widme mich hier auf diesem Blog gerne der „Kulturgeschichte der Mode“, denn spätestens seit ich vor einigen Jahren die Ehre hatte als Elisabeth Augusta, Kurfürstin der Pfalz, in historischem Kostüm des Barock, Menschen durch Schloss Benrath zu führen, hat mich der Virus der Kulturgeschichte der Mode infiziert.

Es macht ja auch Spaß sich mit schönen Kleidern, Frisuren, Hüten, Fächern und vielem mehr zu beschäftigen. So habe ich mich anlässlich einer Ausstellung im LVR-Industriemuseum Cromford zum Beispiel in einem zweiteiligen Artikel der Kulturgeschichte des Strumpfes gewidmet und dabei entdeckt, dass schon im Alten Ägypten Ringelstrümpfe gern getragen wurden und erfahren, was es denn mit der Geschichte der Nylonstrumpfhose so auf sich hat.


Modell Thermen Xanten
Xanten – Modell der Thermen Foto: A. Kircher-Kannemann

Kulturgeschichte der Hygiene

Hygiene, ein wichtiges und alltägliches Thema im Leben eigentlich aller Menschen und das wahrscheinlich seit Menschengedenken. Wer kennt sie nicht die Geschichte über die Menschen des Mittelalters und der Frühen Neuzeit, die sich angeblich nie gewaschen haben oder die Geschichte über geradezu orgiastische Badeszenen im alten Rom. Wenn ich zum Beispiel durch den Archäologischen Park von Xanten wandere, dann sind da die Thermen, jene gigantischen Badetempel mit ihrer beinah unglaublichen Technik für kalte und warme Bäder, die in römischer Zeit im Grunde der Mittelpunkt einer jeden Stadt waren. Sie waren die Orte an denen man sich traf und Geschäfte machte, ausspannte und die es sich gut gehen ließ – Wellness auf römisch eben.

Oder wenn ich durch den Park des Schwetzinger Schlosses laufe, dann ist da das Badehaus mit seiner wundervollen Decke, das einen Einblick liefert in die Badekultur der Frühen Neuzeit. Gleiches gilt für Schloss Benrath mit seinen unglaublich filigran ausgestalteten Badezimmern, wo man nur zu gerne einmal ausspannen möchte und ein Vollbad nehmen.

Ja, die Kulturgeschichte der Hygiene hat nicht nur ihre stinkenden und unangenehmen, sondern vor allem auch sehr viele schöne und künstlerische Seiten.


Sprudelhof Bad Nauheim
Mythische Figuren am großen Sprudel – Sprudelhof Bad Nauheim Foto: A. Kircher-Kannemann

Bäderkultur und Bäderreisen

Ein ganz spezieller Aspekt der Kulturgeschichte ist die Bäderkultur.
Dabei sind mit der “Bäderkultur” keinesfalls (zumindest nicht in der Hauptsache) die oben beschriebenen Badezimmer gemeint. Die Bäderkultur zielt eher, wie der Nachsatz “Bäderreisen” deutlicher macht auf die Kultur der Heil- und Kurbäder.

Schon die Römer hatten eine große Liebe zu Heilquellen und nutzten sie, wo immer sie sie fanden, wie etwa in Aachen, Wiesbaden oder auch Baden-Baden. In manchen Orten blieben, wie etwa in Aachen, die Quellen auch in der nachrömischen Zeit weiter in Benutzung, in manch anderen Orten wurden sie vergessen, dann aber teilweise in der Frühen Neuzeit wieder entdeckt.

In der Frühen Neuzeit war es auch, als man begann ganz bewusst auf Bäderreise zu gehen. Schnell entwickelte sich daraus eine große Mode und vom 18. bis zum frühen 20. Jahrhundert gehörte es zum guten Ton im Sommer ins Bad zu reisen.
Und ins Bad reisten nicht nur die Kranken, sondern alle, zumindest alle, die es sich leisten konnten. Wie so ein Tag im Bad aussah, was die feine oder wenige feine Gesellschaft hier so trieb, wie sich die zeit vertrieb und es sich gut gehen ließ, das hat zum Beispiel Heinrich Matthias Marcard für Bad Pyrmont im Jahr 1784 beschrieben.

Wie prägend diese Bäderkultur für viele Kurorte war, kann man sehr gut am Beispiel von Bad Nauheim sehen, einer Stadt, die ihren Status einzig und allein ihren Quellen verdankt und die zu Beginn des 20. Jahrhunderts quasi um ihre Quellen herum neu erschaffen wurde.

Solitude Stuttgart
historische Postkarte Schloss Solitude Stuttgart

Kulturgeschichte der Höfe

Die Kulturgeschichte der Höfe und der höfischen Welt, das ist seit Jahren mein Hauptthema. Zum Beispiel meine Dissertation habe ich über Höfe geschrieben, genauer gesagt über die Ordnung an Höfen, denn da wo hunderte oder manchmal sogar tausende Menschen an einem Ort leben, da braucht es eine Ordnung und die konnte zum Teil sehr detailliert und strikt ausfallen – zumindest in der Theorie.

Zur höfischen Kulturgeschichte gehört selbstredend auch die Architektur: Schlösser und Burgen sind für uns noch heute nahezu märchenhafte Orte, die Jahr für Jahr Millionen von Besuchern anziehen und sie in Staunen und Begeisterung versetzen und nachdem ich jahrelang in Schlössern und Burgen gearbeitet habe, stelle ich sie hier auf dem Blog immer wieder gerne vor und unternehme sozusagen eine virtuelle Reise mit Ihnen zu meinen Lieblingsschlössern und Lieblingsburgen.

Aber es geht natürlich nicht nur um die Architektur, sondern auch um das Leben in solchen Schlössern und Burgen und es geht um den Alltag der Menschen, um ihre Art zu leben. Dazu gehören natürlich auch Fragen der Ernährung, was sich mit dem vorangegangenen Punkt der Kulturgeschichte des Essens kreuzt. Spannend ist dabei zu sehen, dass wir heute immer das Bild der prunkvollen Tafel im Kopf haben, das diese aber letztlich gar nicht der Normalfall war, denn manchmal mussten auch Fürsten mal Diät halten und an adeligen Höfen speisten eben nicht nur Adelige, sondern eben auch das Personal und deren Verpflegung sah nicht immer prunkvoll aus.


Kultur und Philosophie – die Kulturphilosophie

Die Philosophie ist ein Teil der Kultur aus der heraus sie entstanden ist. Als Fach widmet sich die Kulturphilosophie der Entstehung der Kultur. Sie fragt nach den Bedingungen, die es braucht, damit eine Kultur entsteht, sie beleuchtet die historischen ebenso wie die geographischen Voraussetzungen. Gleichzeitig beschäftigt sich die Kulturphilosophie aber auch mit der Kultur selbst, mit dem was sie ausmacht, wie etwa Sprache, Schrift, Religion, Kunst und Mythologie aber auch mit Wirtschaft, Wissenschaft und Staatsordnung. Es ist also eine vielfältige Disziplin.

Ein wichtiger Teil der Kulturphilosophie ist natürlich auch die Beschäftigung mit Kulturtheorien, mit philosophischen Schulen und deren Bedingtheit im kulturellen Zusammenhang.

Entstanden ist die klassische Kulturphilosophie erst in der Neuzeit. Die ersten Vertreter dieser neuen philosophischen Richtung, die sich so ihre Gedanken über die Kultur und ihre Entstehung machten, waren Montaigne, Rousseau, Herder und Nietzsche. Im engeren Sinn gibt es die Kulturphilosophie erst seit Anfang des 20. Jahrhunderts, als ihr Begründer gilt Ludwig Stein.


Kultur und Reisen

Die Begriffe Kultur und Reisen berühren sich gleich in zweifacher Hinsicht: Da gibt es zum einen das Reisen, das man unternimmt, um Kultur zu erleben, um neue Länder, neue Regionen, neue Menschen und Kulturgüter kennenzulernen und an ihnen teilzuhaben und da gibt es die Kulturgeschichte des Reisens. Reisen haben Menschen zu nahezu allen Zeiten unternommen. Es konnten Reisen sein, die genau aus dem oben genannten Grund durchgeführt wurden, eben um neue oder andere Kulturen und Kulturgüter näher kennenzulernen. Ein immer wieder gern zitiertes Beispiel für solche Reisen ist Goethes Italienreise, aber auch die Kavalierstouren des frühneuzeitlichen Adels waren von ihrer Grundintention her solche Reisen. Außerdem gab es die Reisen aus wirtschaftlichen Gründen, Handelsreisen, so wie sie die Kaufleute der Hanse etwa unternahmen.

Reisen ist vielschichtig, reisen ist wichtig, reisen bildet und eröffnet neue Welten. Das sah schon Alexander von Humboldt so und sagte:

„Die gefährlichste Weltanschauung ist die Weltanschauung derer,
die die Welt nie angeschaut haben.“

Und deswegen wird auch auf diesem Blog gereist und das auch gleich in doppelter Hinsicht, denn zum einen geht es um das Reisen in früheren Zeiten, also um die Kulturgeschichte des Reisens und zum anderen geht es um das heutige Reisen, um Kultur zu erleben und kennenzulernen.


Stundenbuch Hg. v. Berry
Stundenbuch des Herzogs von Berry [Public domain], via Wikimedia Commons

Kultur und Genuss

„Die Kultur hängt von der Kochkunst ab.“ –
Oscar Wilde

Da hat er wohl nicht ganz unrecht der Herr Wilde, auch wenn man den Engländern ja nachsagt, dass sie die schlechteste Küche der Welt ihr Eigen nennen.

Aber es ist nicht nur die Kochkunst, die zum Genuss gehört, es sind auch Getränke, wie vor allem der Wein, die die Kultur des Genusses haben entstehen lassen. Genuss, das ist eine sinnliche Empfindung, die zu körperlichem und auch geistigem Wohlbehagen führt, das menschliche Leben bereichert und erst so richtig sinnvoll macht. Eng verbunden ist der Genuss eigentlich immer mit „Genussmitteln“. Da fallen den meisten Menschen wohl tatsächlich zuerst solche Dinge wie gutes Essen, Alkohol, vor allem Wein und auch Tabak ein. Vor allem auch Schokolade, die ja bekanntlich glücklich machen soll ist ein solches Genussmittel. Aber es gibt auch eher immaterielle Genussmittel, wie zum Beispiel Musik und manchen Menschen ist sogar der Verzicht ein Genuss.

Der Genuss ist im menschlichen Leben derart wichtig, dass er sogar eine eigene philosophische Richtung hervorgebracht hat, den Epikureismus, benannt nach Epikur (um 341 v. Chr.-271/70 v. Chr.), einem griechischen Dichter. Epikurs Ziel war ein „lustvolles Leben“, wobei – und das wird allzu oft missverstanden – „lustvoll“ nicht unbedingt opulent und ausufernd bedeutet, denn wo sind Lust und Genuss, wenn einem am Ende des Mahls hundeübel ist, der Bauch zwackt und die Erde sich zu drehen scheint?

Spätestens seit dem Beginn unseres Jahrtausends wird dem Genuss – zumal dem Ess- und Trinkgenuss – wieder ein ganz neuer Raum dargeboten. Man besinnt sich wieder auf gutes und hochwertiges Essen, da ist zum Beispiel der Begriff „Slow Food“ zu nennen und die Kombination von Reisen und Genuss wird auch immer wichtiger – Genussreisen sind schon seit einigen Jahren ein echter Trend. Aus unserer Kultur jedenfalls ist der Genuss nicht wegzudenken.


Gartenparterre Schwetzingen
Schlosspark Schwetzingen – Blick auf das Gartenparterre; Foto: A. Kircher-Kannemann

Kultur und Garten – die Gartenkultur

Da ist sie wieder die Gartenkultur, sie tauchte hier ja schon einmal kurz auf und zwar unter dem Punkt „Kultureinrichtungen“. Vielleicht erinnern Sie sich, dass dort auch der Muskauer Park des Fürsten Pückler erwähnt wurde, da er zu den vom Bund geförderten Kultureinrichtungen gehört.

Gärten und Parks sind also ein Kulturgut. Sie haben sich tausende von Jahren hinweg entwickelt und schon in der Antike sah man sie als etwas Schönes und auch Herausragendes an, wie zum Beispiel die hängenden Gärten der Semiramis, die die Griechen zu den sieben Weltwundern rechneten und die sich in Babylon befunden haben sollen.

Zwischen der Sagengestalt Semiramis und dem Fürsten Hermann von Pückler-Muskau liegen ein paar tausend Jahre, aber sie verbindet die gleiche Begeisterung für und Freude an Gärten. Immerhin ging der Fürst von Pückler sogar soweit sich nur für seinen Park von seiner Frau scheiden zu lassen (übrigens mit deren Einverständnis, weil sie den Park genauso liebte wie er) und in England eine vermögende Erbin zu suchen, um seinen Park weiter ausbauen zu können. Er war eben ein wahrer Nerd, wie man heute sagen würde, ein Verrückter im Dienst der Gartenkultur.

Aber man kann ihn auch verstehen, spätestens wenn man heute durch seinen Park läuft oder auch durch andere Schlossparks, egal ob sie nun der Tradition der englischen Landschaftsgärten entspringen oder aber der älteren barocken Form. Nicht umsonst wird die Gestaltung solcher Parks und Gärten auch als Gartenkunst bezeichnet und eine Kunst ist sie fürwahr. Eine Kunst, die schon die alten Ägypter kannten und pflegten.


Kulturnachrichten

Menschen, die sich für Kultur interessieren sind in aller Regel neugierige und wissbegierige Menschen, Menschen, die stets nach Neuem und nach Unbekanntem suchen und deshalb ständig nach neuen Nachrichten in Sachen Kultur suchen. Das haben auch die Medien längst festgestellt und bieten zahlreiche Kulturnachrichten an.

Nahezu alle Rundfunkanstalten, allen voran der Deutschlandfunk versorgen uns täglich nicht nur via Radio, sondern inzwischen vor allem via Internet mit neuen Kulturnachrichten und auch die großen Printmedien stehen dem in nichts nach.

Im Internet gibt es inzwischen eine nahezu unübersehbare Vielzahl an Angeboten bezüglich Kulturnachrichten und da kann natürlich auch dieses Blog nicht aus der Reihe tanzen und bietet wöchentlich (meist sonntags) die „Kultur-News“ an mit den neuesten Nachrichten aus den Bereichen Digitalisierung (in Sachen Kultur), Museen, Ausstellungen, Geschichte, Archäologie, Bibliotheken und Archive. Hinzu kommen lesenswerte Artikel aus dem Kultursektor. So sind Sie immer mit den neuesten Informationen und ausreichend Lesestoff in Sachen Kultur versorgt.


Johann Gottfried Herder –
gemeinfrei

Kultur-Zitate

„Wir sind im hohen Grade durch Kunst und Wissenschaft cultiviert. Wir sind civilisiert bis zum Überlästigen, zu allerlei gesellschaftlicher Artigkeit und Anständigkeit. Aber uns schon für moralisiert zu halten, daran fehlt noch sehr viel. Denn die Idee der Moralität gehört noch zur Cultur; der Gebrauch dieser Idee aber, welcher nur der Sittenähnlichkeit in der Ehrliebe und der äußeren Anständigkeit hinausläuft, macht die blos die Civilisierung aus.“ – Immanuel Kant

„Die Kultur ist ihrem Wesen nach also zweifach. Sie verwirklicht sich in der Herrschaft der Vernunft über die Naturkräfte und in der Herrschaft der Vernunft über die menschlichen Gesinnungen.“ – Albert Schweitzer

„Cultur und Civilisation im weitesten ethnographischen Sinn ist jener Inbegriff von Wissen, Glauben, Kunst, Moral, Gesetz, Sitte und alle übrigen Fähigkeiten und Gewohnheiten, welche der Mensch als Glied der Gesellschaft sich angeeignet hat.“ – Edward Tylor

„Kultur, der deutsche Inbegriff für geistige Tätigkeit und ihren Ertrag im weltlichen Felde, ist ein schwer zu übersetzendes Wort. Es deckt sich nicht mit Zivilisation, mit Kultiviertheit und Bildung oder gar Arbeit. Alle diese Begriffe sind zu nüchtern oder zu flach, zu formal, bzw. „westlich“ oder an eine andere Sphäre gebunden. Ihnen fehlt das Schwere, die trächtige Fülle, das seelenhafte Pathos, das sich im deutschen Bewußtsein des 19. und 20. Jahrhunderts mit diesem Wort verbindet und seine oft empathische Verwendung verständlich macht.“ – Helmuth Plessner

„Kultur ist Reichtum an Problemen.“ – Egon Friedell

„‘Kultur‘ ist ein von Standpunkt des Menschen aus mit Sinn und Bedeutung bedachter endlicher Ausschnitt aus der sinnlosen Unendlichkeit des Weltgeschehens.“ – Max Weber

„Der Kulturbegriff, den ich vertrete und dessen Nützlichkeit ich […] zeigen möchte, ist wesentlich ein semiotischer. Ich meine mit Max Weber, daß der Mensch ein Wesen ist, das in selbstgesponnene Bedeutungsgewebe verstrickt ist, wobei ich Kultur als dieses Gewebe ansehe. Ihre Untersuchung ist daher keine experimentelle Wissenschaft, die nach Gesetzen sucht, sondern eine interpretierende, die nach Bedeutungen sucht.“ – Clifford Geertz

„Wollen wir diese zweite Genesis des Menschen, die sein ganzes Leben durchgeht, von der Bearbeitung des Ackers Kultur oder vom Bilde des Lichts Aufklärung nennen, so stehet uns der Name frei; die Kette der Kultur und Aufklärung reicht aber sodann bis ans Ende der Erde. Auch der Kalifornier und Feuerländer lernte Bogen und Pfeile machen und sie gebrauchen; er hat Sprache und Begriffe, Übungen und Künste, die er lernte, wie wir sie lernen; sofern ward er also wirklich kultiviert und aufgekläret, wiewohl im niedrigsten Grade. Der Unterschied zwischen aufgeklärten und unaufgeklärten, zwischen kultivierten und unkultivierten Völkern ist also nicht spezifisch, sondern nur gradweise.“ – Johann Gottfried Herder

„Wenn wir über Europa reden, reden wir im Kern über eine Idee. Und der Kern des Kerns dieser Idee ist Kultur.“ – Norbert Lammert

„Im Laufe der Zeit brach sich die Erkenntnis Bahn, dass eine übergreifende europäische Kultur jenseits der Nationalkulturen vor vielem Anderen die ‚europäische Identität‘ ausmacht.“ – Claus Dieter Classen

„Die Ideologie vom Kampf der Kulturen aufgrund unversöhnlicher Differenzen ihrer sozialen Grundwerte findet in den empirischen Daten keine Bestätigung, Im Gegenteil: Kulturübergreifende Ähnlichkeiten und Überlappungen lassen sich zwischen allen Kulturen erkennen. Die Konfliktlinien, die in der Sache begründet sind, verlaufen vielmehr in den Kulturen.“  – Thomas Meyer

„Aus dem Wald ist alle europäische Kultur, die geistige nicht minder als die materielle, hervorgegangen.“ – Werner Sombart

„Den Menschen wichtig zu nehmen ist Kultur, den Menschen geringschätzen: Barbarei.“ – Gerhart Hauptmann

Die Nationen machen Europa aus, ihre Kultur, ihre Sprache, ihre Unterschiede und ihre Gemeinsamkeiten, und diese Nationen sind viel älter als die Nationalstaaten.“ – Joschka Fischer

„Die Verteidigung des Friedens ist identisch mit der Verteidigung der Kultur.“ – Arnold Zweig

„Es gibt verschiedene Kulturen, aber nur eine Zivilisation, die europäische.“ – Kemal Atatürk

„Je höher die Kultur, desto reicher die Sprache.“ – Anton Tschechow

„Je mehr die Kultur der Länder zunimmt, desto enger wird die Wüste, desto seltner ihre wilden Bewohner.“ – Johann Gottfried von Herder

„Jede Kultur wird durch die Suggestion eines unsichtbaren Hypnotiseurs zusammengehalten – durch künstlich erzeugte Illusion.“ – William Butler Yeats

„Unsere Kultur hat die h-Moll-Messe hervorgebracht. […] Aber das gibt mir nicht das Recht, die Didgeridoo-Musik der australischen Ureinwohner als minderwertig zu betrachten. Wir müssen verstehen, dass andere Menschen Musik auf andere Weise machen – und dass wir davon lernen können.“ – Sting

„Wer in schönen Dingen einen schönen Sinn entdeckt hat Kultur.“ – Oscar Wilde

„Wie groß ist der Unterschied zwischen der Barbarei vor der Cultur und der Barbarei nach der Cultur!“ – Friedrich Hebbel

„Wir mussten Freud recht geben, wenn er in unserer Kultur, unserer Zivilisation nur eine dünne Schicht sah, die jeden Augenblick von den destruktiven Kräften der Unterwelt durchstoßen werden kann.“ – Stefan Zweig

„Wo das Bewusstsein schwindet, dass jeder Mensch uns als Mensch etwas angeht, kommen Kultur und Ethik ins Wanken.“ – Albert Schweitzer

„Bei steigender Kultur sondern sich alle Tätigkeiten des Volkes immer mehr, und was sonst gemeinschaftlich betrieben wurde, fällt jetzt einzelnen Ständen zu.“ – Friedrich Carl von Savigny

„Die Höhe der Kultur ist die einzige, zu der viele Schritte hinaufführen und nur ein einziger herunter.“ – Friedrich Hebbel


Sigmund Freud Kultur ist die Unterdrückung von Trieben

[1] Art. Kultur in: Konrad Fuchs, Heribert Raab: dtv-Wörterbuch zur Geschichte, Bd. 1, 6. überarb. u. erw. Aufl. 1987, München 1987, S. 453.

[2] Jacob Burckhardt: Weltgeschichtliche Betrachtungen, erl. Ausgabe hg. v. Rudolf Marx, Stuttgart 1978, S. 57.

[3] Vgl. Cecil Helman: Culture, Health and Illness – An Introduction for Health Professionals, Bristol 5. Aufl. 2007. Helman schreibt: „[…] culture is a set of guidelines (both explicit and implicit) which an individual inherits as a member of a particular society, and which tells him how to view the world, and how to behave in it in relation to other people, to supernatural forces or gods, and to the natural environment.“, S. 2.

[4] Art. Kulturpolitik, in: Konrad Fuchs, Heribert Raab: dtv-Wörterbuch zur Geschichte, Bd. 1, 6. überarb. u. erw. Aufl. 1987, München 1987, S. 453.

[5] Arnd Uhle: Freiheitlicher Verfassungsstaat und kulturelle Identität. Mohr Siebeck Verlag (= Jus Publicum, Bd. 121), Tübingen 2004.

[6] Amartya Sen: Die Identitätsfalle. Warum es keinen Krieg der Kulturen gibt. Beck, München 2007.

[7] Oswald Spengler, Urfragen. Fragmente aus dem Nachlass von Oswald Spengler, 1965.

[8] Johann Wolfgang Goethe, Den Vereinigten Staaten, in Ders. Gedichte 1800-1832 (Goethe, Sämtliche Werke, Briefe, Tagebücher und Gespräche, hg. v. Hendrik Birus u.a., Abt. I, Bd. 2), hg. v. Karl Eibl, Frankfurt 1988, S. 739.

[9] Art. Kulturgeschichte, in: Konrad Fuchs, Heribert Raab: dtv-Wörterbuch zur Geschichte, Bd. 1, 6. überarb. u. erw. Aufl. 1987, München 1987, S. 453.

[10] Düsseldorfer Heine-Ausgabe (DHA), Band 14: Lutezia II, 1991, S. 28f.

Dr. Anja Kircher-Kannemann
Dr. Anja Kircher-Kannemann

Promovierte Historikerin, Autorin, Kulturvermittlerin und Bloggerin.
Themen: digitale Kulturvermittlung – #digKV – Social Media – Storytelling – Geschichte(n) erzählen

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