Lieblingsbücher, Teil 3
„Meinen Hass bekommt ihr nicht“ von Antoine Leiris
Nein, ich habe noch nie zuvor ein solch bewegendes Buch gelesen, ein Buch, das mich mit einem solchen Gefühl zurückließ, einem Gefühl irgendwo zwischen Trauer, Melancholie und einer ungeheuren Zuversicht und ich habe auch noch nie ein Buch gelesen, dass mich dazu gezwungen hat sofort etwas zu schreiben. Zu schreiben, um meine eigenen Gedanken zu sortieren, meine Gefühle und all diese Emotionen, die das Buch in mir ausgelöst hat.
Mir fällt auf, dass ich eigentlich gar nicht mit dem Buch beschäftigt bin, dass ich mich eigentlich mit meiner eigenen Geschichte beschäftige. Man kann nichts über dieses Buch schreiben, man würde es zerstören, man würde diese unglaubliche Geschichte zerstören, so wie die Geschichte des Buches die Zerstörung eines Lebens beschreibt.
Jener 13. November 2015 war eigentlich ein schöner Tag, ein glücklicher Tag, ein Tag mit einem Konzert – auch für mich … doch dann war alles anders …
Ich weiß nicht mehr genau wann es war, dass ich den Facebookpost von Antoine Leiris zuerst gelesen habe, jenen Eintrag der um die Welt ging, jenen Eintrag, der den 13. November und alles, was damit zusammenhing in einem andern Licht erscheinen ließ. Jenen Eintrag der hieß: „Vous n’aurez pas ma haine“ „Meinen Hass bekommt ihr nicht“.
Aber ich weiß, dass er mich schon damals tief bewegt hat, genau wie auch der Facebook-Eintrag einer 22-jährigen Französin (Isobel Bowdrey), die im Bataclan war und schrieb: „you never think it will happen to you. It was just a friday night at a rock show. […] and then when the men came through the front entrance and began the shooting […] It wasn’t just a terrorist attack, it was a massacre. […] Last night, the lives of many were forever changed and it is up to us to be better people. to live lives that the innocent victims of this tragedy dreamt about but sadly will now never be able to fulfil.“
Schon kurze Zeit später habe ich über meine Gefühle, meine Gedanken und meine Eindrücke zu diesem 13. November geschrieben.
In der Zwischenzeit war der Alltag wieder eingekehrt, die nächsten Anschläge wurden verübt, die nächsten Horrormeldungen wurden gesendet. Nichts hatte sich geändert …
… es hat sich geändert … Antoine Leiris Buch hat es geändert, denn auch nachdem er Zeit zum Nachdenken gefunden hat, Zeit Alltag zu finden schreibt er noch immer: „Freitag Abend habt ihr das Leben eines außerordentlichen Wesens geraubt, das der Liebe meines Lebens, der Mutter meines Sohnes, aber meinen Hass bekommt ihr nicht.“
Promovierte Historikerin, Autorin, Kulturvermittlerin und Bloggerin.
Themen: digitale Kulturvermittlung – #digKV – Social Media – Storytelling – Geschichte(n) erzählen
Ein Kommentar
Pingback: