Zettelkasten #15
Theodor Mommsen an H. Bahr, nach: P. W. Massing, Vorgeschichte des politischen Antisemitismus, Frankfurt 1959, S. 177; s. Hans Ulrich WEHLER, Das Deutsche Kaiserreich 1871-1918, S. 113f.
„Sie täuschen sich, wenn Sie glauben, daß ich da was richten kann. Sie täuschen sich, wenn Sie glauben, daß man da überhaupt mit Vernunft etwas machen kann. Es ist alles umsonst. Was ich Ihnen sagen könnte …, das sind doch immer nur Gründe, logische und sittliche Argumente. Darauf hört doch kein Antisemit. Die hören nur auf den eigenen Haß und den eigenen Neid, auf die schändlichsten Instinkte … gegen den Pöbel gibt es keinen Schutz – ob es nun der Pöbel auf der Straße oder der Pöbel im Salon ist, das macht keinen Unterschied. Kanaille bleibt Kanaille, und der Antisemitismus ist die Gesinnung der Kanaille. Er ist wie eine schauerliche Epidemie, wie die Cholera – man kann ihn weder erklären noch heilen, Man muß geduldig warten, bis sich das Gift von selber auflöst und seine Kraft verliert.“
(um 1890, über den von Bismarck geschürten Antisemitismus)