Ernst Ahasverus Heinrich von Lehndorff und die Gräfin Bentinck
Charlotte Sophie von Bentinck war, das zeigt ihre Biographie sehr deutlich, eine eigenwillige Frau. Sie scherte sich nicht viel um Konventionen, sondern lebte ihr Leben. Damit sorgte sie allenthalben für Aufhebens und auch für den ein oder anderen Skandal. Nicht nur ihr Scheidungsprozess sorgte in halb Europa für Aufsehen, auch ihr für damalige Verhältnisse freies Leben wurde keinesfalls immer gerne gesehen. Doch bei allem muss sie eine auch charmante und anziehende Frau gewesen sein, die offenbar gerade bei Männern für eher ambivalente Gefühle sorgte.
Einer dieser Männer mit sehr ambivalenten Gefühlen ihr gegenüber war Ernst Ahasverus Heinrich von Lehndorff. Ihm und seinem Tagebuch verdanken wir einige detaillierte Einblicke in das Leben Charlotte Sophie von Bentincks am preußischen Hof in den Jahren 1753-1754. Der Grund ihres Aufenthalts war die Suche nach Unterstützung in ihrem langwierigen und schwierigen Scheidungsverfahren.
Inhaltsverzeichnis
Ernst Ahasverus Heinrich von Lehndorff – Sein Leben
Wer war eigentlich dieser Mann, der sich in seinem Tagebuch so oft der Gräfin Bentinck widmete und offenbar auch regelmäßig Zeit mit ihr verbrachte, auch wenn er vielfach so negativ über sie schrieb?
Ernst Ahasverus Heinrich von Lehndorff war Kammerherr der Königin Elisabeth Christine von Preußen und in dieser Eigenschaft in einer hohen höfischen Position, die ihm nicht nur erlaubte nahezu überall zugegen zu sein, sondern es schon regelrecht forderte.
Geboren wurde Ernst Ahasverus Heinrich (was für ein Name!) am 7. Mai 1727 in Landkeim einem kleinen Ort in der heutigen polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren (ehemals Ostpreußen) 25 Kilometer nordwestlich der Kreisstadt Kętrzyn (deutsch: Rastenburg). Nur zwei Tage nach seiner Geburt starb sein Vater Graf Ernst Ahasver von Lehndorff (1688-1727). Damit stand seine Mutter Louise Henriette, geb. von Wallenrodt (1695-1773) vor einem ziemlichen Problem und das war nicht nur wirtschaftlicher Natur.
Sie war erst 28 Jahre alt, hatte bereits sechs Kinder und die mussten versorgt und standesgemäß erzogen werden.
Louise Henriette entschloss sich daher auf ihr Landgut Steinort zu ziehen und den jüngsten Sohn zu ihrer Mutter zu geben. Hier ereignete sich ein Unfall über den wir leider keine genauen Informationen besitzen. Allerdings hatte dieser Unfall zur Folge, dass Ernst Ahasverus ein „lahmes Bein“ zurückbehielt.
Mit sechs Jahren kam Ernst Ahasverus zurück zu seiner Mutter, bei der er wohl bis zu seinem zwölften Lebensjahr blieb.
Ernst Ahasverus von Lehndorff am preußischen Hof in Berlin
Die Jahre, die folgten liegen im Dunkel der Geschichte. Erst sieben Jahre später wissen wir wieder Genaueres über Ernst Ahasverus: Er war 19 Jahre alt, als er nach Berlin kam. Als Legationsrat begann er seine höfische Karriere und wurde dann Kammerherr der preußischen Königin Elisabeth Christine, die als Ehefrau von Friedrich II. nicht gerade ein angenehmes Leben führte.
Eine wirklich steile Karriere blieb von Lehndorff verwehrt. In den 30 Jahren seines höfischen Dienstes konnte er keine großen Meriten erwerben. Ein Umstand, der ihn zunehmend verdross und dazu führte, dass er letztlich seine Dienste quittierte und sich auf sein Schloss Steinort zurückzog.
Der „Grand confiturier de la Cour“, wie der Franzose Dieudonné Thiébault (1733-1807) ihn nannte[1], wäre wohl nun wieder im Dunkel der Geschichte verschwunden, wenn er nicht begonnen hätte seine Erlebnisse aufzuschreiben und seine „Tagebücher“ zu veröffentlichen. 18 Folianten füllen seine Erlebnisse und so manch wenig Schmeichelhaftes und gar Skandalöses ist darin zu lesen.
Da ist es kein Wunder, dass auch die eh als skandalös geltende Gräfin von Bentinck an einigen Stellen verewigt wurde. Diese Stellen seien nun hier kumuliert zusammengetragen:
Lehndorffs Tagebuch und die Gräfin von Bentinck
1753
18. Januar: „Ich erhalte von der Gräfin Bentinck bei Gelegenheit des Geburtstages des Prinzen Heinrich einen wohlausstudierten Brief. Nach dem Mittagessen besuche ich sie. Sie plappert mir alle möglichen Sentenzen vor, von denen manche sehr wahr sind.“[2]
20. Januar: „Zum Souper beim Prinzen von Preußen in angenehmer Gesellschaft, aber nicht derselben, die man gewöhnlich hier findet. Frau v. Crappendorf und v. Marschall nebst Fräulein v. Platen sind ersetzt durch die Gräfin v. Schlieben, Frau v. Printz und v. Schulenburg. Man speist an kleineren Tischen; ich bin an dem des Prinzen Heinrich mit der Gräfin v. Bentinck und Montolien. Die Unterhaltung dreht sich um die Frage, ob es erlaubt oder nicht erlaubt sei, mit Leuten vom Theater zu verkehren. Die Gräfin vermeint diese Frage. Nach dem Abendessen macht man eine Schlittenfahrt. […] Ich habe die Ehre, in einem großen Schlitten mit dem Prinzen Heinrich, den Gräfinnen v. Schlieben und v. Bentinck zu fahren.“[3]
9. Februar: „Ich gehe zur Gräfin Bentinck, wo ich den Herzog von Holstein finde.“[4]
4. März: „Darauf gehen wir [von Lehndorff und Prinz Heinrich] zum Besuch bei der Gräfin Bentinck, wo die Unterhaltung ernst ist und sich um das ewige Leben und um verschiedene andere philosophische Themata bewegt.“[5]
7. März: „Die Gräfin Bentinck schreibt mir zwei nette Briefe.“[6]
8. März: „Zum Diner bei der Gräfin Bentinck. Sie hält mir sehr verfängliche Reden über das Kapitel „Montolien“. Es ist doch etwas Schreckliches, ein so intrigantes Weib; wie viel Mittel und Wege wissen sie, um zu ihrem Ziele zu gelangen! Es ist ein Weib von außerordentlich viel Geist.“[7]
14. März: „Um 4 Uhr schickt der durchlauchtigste Prinz Heinrich zu mir, um mir sagen zu lassen, daß er spazieren gehen wolle. Ich habe die Ehre, ihn zu begleiten. Wir dehnen den Spaziergang sehr weit aus und befinden uns zufällig vor dem Garten der Gräfin Bentinck. Wir treten ein, und der Prinz bleibt bis 7 Uhr dort.“[8]
16. März: „Zum Diner bei der Gräfin Bentinck. Sie ist ein rätselhafter Charakter, eine gute, manchmal innige Freundin, schlau, moralisierend, kokett, kurz eine Mischung aus allem, sehr oft gut und sehr oft das Gegenteil. Sie hat eine große Zuneigung zu unserem lieben Prinzen. […] Er besucht die Gräfin nach dem Mittagessen und besichtigt zugleich die Gemälde des Grafen Schulenburg.“[9]
23. April: „Ein schreckliches Unwetter droht sich über der Bentinck zu entladen.“[10]
28. April: Souper beim Prinzen von Preußen
„Ich habe noch Gelegenheit die Gräfin Bentinck zu sprechen. Sie erscheint über die Verdrießlichkeiten, die man ihr beim König bereitet hat, sehr gekränkt. Ich bedauere es sehr, daß diese Geschichte mich fortan hindert, sie zu besuchen. Die Klugheit gebietet aber, die Leute zu verlassen, die dem Herrn mißfallen, um so mehr, wenn sie beschuldigt werden, den Interessen des Königs entgegengearbeitet zu haben.“[11]
7. Juni: Diner bei La Touche
„Gräfin Bentinck überreicht der Königin-Mutter den „Ölkrug der Witwe zu Sarepta“. Das ist das seltsamste Ding von der Welt. Es ist ein Topf von weißem Marmor, der sicherlich niemals den Orient gesehen hat, der aber doch merkwürdig erscheint. Die Geschichte läßt diesen Topf zur Zeit der Kreuzzüge aus dem Heiligen Land durch einen der Ahnen des Hauses La Trémoille kommen, der ihn vom König von Jerusalem zum Geschenk erhalten hat.“[12]
15. Juni: Besuch bei maltesischem Gesandten v. Fronlay ein „liebenswürdiger und angenehmer Greis, ruhig und verständig.“
„Von da gehe ich zur Gräfin Bentinck, die in demselben Hause wohnt, einer sehr liebenswürdigen Frau, die aber sehr verschieden ist von dem Manne, den ich eben geschildert habe. Hier herrschen Lebhaftigkeit, Unruhe, Sucht zu glänzen. Sie hat ein schmeichlerisches, sehr geziertes, wenig natürliches Wesen, das einer vollendeten Kurtisane würdig ist. Ihren Ehrgeiz kann man Hochmut nennen, aber sie weiß ihn sehr gut unter einer freundlichen Miene zu verbergen. Eine große Sucht, durch Charakter und Geist zu gefallen, ist der Grund, daß sie alle gesellschaftlichen Tugenden besitzt, indem sie es versteht, sich ganz entgegengesetzten Launen anzupassen; ich habe sie oft an einem Tag sich den Beifall eines Naturmenschen und eines Stutzers erwerben sehen. Sie ist häßlich, das weiß sie, und sie bezeigt infolgedessen eine große Verachtung gegen die Sinnengenüsse; doch hat die Lästersucht sie nicht verschont, und ungeachtet des Systems der vollkommenen Freundschaft, das sie allenthalben einführen will, sagt man, daß der sinnliche Teil oft bei ihr die Oberhand gehabt hat. Sicher ist, daß sie ihren Gatten verließ, um mit dem Grafen v.d. Lippe zusammen zu wohnen, der in der Welt nicht gerade durch die Denkart eines Stoikers glänzte. Das ist die Quelle all ihrer Prozesse und der Grund, warum sie hier ist, indem sie den Beistand unseres Königs gegen Dänemark, Holland und den Kaiser gefunden hat.“[13]
14. Juli: „Von Schönhausen kehre ich mit der Gräfin v. Bentinck zurück. Je mehr ich diese Frau kennenlerne, um so außerordentlicher erscheint sie mir; ich gestehe, daß ich ganz entzückt von ihr bin.“[14]
19. Juli: „Ich bin zur Gräfin v. Bentinck eingeladen, aber ich speise beim Grafen v. Podewils, wo alle fremden Gesandten sind, darunter auch der spanische Grande.“[15]
8. August: Diner beim Grafen Podewils mit Herrn Sinclair u.a.
„Die Gräfin Bentinck ist auch da. Sie ist von einer sehr beschwerlichen Reise zurückgekehrt, indem sie in Schwedt, Freienwalde, Prenzlau, Boitzenburg und Oranienburg gewesen ist, bei Nacht reisend, bei Tage ihre Besuche machend und daher immer im Putz.“[16]
29. August: „Ich diniere sehr angenehm bei der Gräfin Bentinck mit dem Prinzen von Württemberg und Herrn Achard. Die Unterhaltung ist sehr ernst und interessant. Plötzlich läßt sich Gotter anmelden, kommt herein mit seinem gewöhnlichen Schreien und redet nur vom Tafeln, vom Essen und Trinken.“[17]
2. September: „Nachmittags fahre ich mit der Gräfin Bentinck nach Charlottenburg, wo wir auf den Turm klettern, eine höchst unbequeme Sache! Aber unsere Anstrengung wird durch die herrliche Aussicht belohnt.“[18]
6. September: „Bei der Gräfin Bentinck finde ich einen Grafen Bothmar, Kammerherrn des Königs von Dänemark. Er hat eine schöne Figur, das ist alles.“[19]
20. September: „Zum Diner beim Grafen Reuß mit Frau v. Bentinck. Bei diesen würdigen Leuten bin ich gern, wo man noch die Aufrichtigkeit antrifft, die bei den übrigen Menschen abhanden gekommen zu sein scheint.“[20]
23. September: „Bei Frau v. Bentinck treffe ich Frau v. Brand, dieselbe, die unter dem Namen „die Schöne“ so bekannt gewesen ist und der die meisten deutschen Souveräne sowie verschiedene Privatleute verschiedener Nationen den ihrer Schönheit schuldigen Tribut entrichtet haben. Der Kurfürst von Köln, der Prinz von Preußen, der Herzog von Braunschweig, der Markgraf Karl, alle haben dazu beigetragen, ihren Namen berühmt zu machen. Es ist übrigens eine sehr gute Frau.“[21]
28. September: „Ich besuche Gräfin Bentinck, welche die Bräune[22] hat.“[23]
7. Oktober: „Zum Diner bin ich bei der Gräfin Bentinck. Wie groß ist doch die Unbeständigkeit der Menschen! Diese hingebende Freundschaft des Prinzen Ludwig für die genannte Dame erregt schrecklichen Anstoß. Wo sind jene römischen Eigenschaften, jene Strenge, die der des Cato nicht nachstand? Alles das ist der Neigung für diesen lächerlichen Denferville geopfert, dem die Gräfin tausend Wohltaten erwiesen hat und der sie mit dem größten Undank vergilt.“[24]
10. November: „Bei der Gräfin Bentinck finde ich den Baireuther Hof, darunter Herrn v. Frichapel, denselben, der Schwicheldt in Hannover getötet hat.“[25]
14. Dezember: Über Prinz Ludwig
„Vor ein paar Wochen ein Bewunderer der Gräfin Bentinck, läßt er jetzt kein gutes Haar an ihr.“[26]
17. Dezember: „Zum Diner bei der Gräfin Bentinck. Diese hat eine merkwürdige Reise gemacht; sie ist 25 Meilen gefahren, um den armen gelähmten Arnheim auf 24 Stunden zu besuchen.“[27]
1754
8. Januar: „Wir haben ein absonderliches Abenteuer mit der Gräfin B., die wir als Mann verkleidet treffen. Diese Frau ist mit ihrer ganzen Moral verrückt.“[28]
11. Januar: „Dann gehe ich zum Souper zur Bentinck. Diese Frau ist mit allem, was sie wegen des Prinzen Heinrich anrichtet, unausstehlich. Sie wollte jetzt zu seinem Geburtstag durchaus einen Ball geben; ich brauchte meine ganze Beredsamkeit, um sie dahin zu bringen, dieses Fest auf eine andere Zeit zu verschieben. Sie verfolgt ihn überall, bald als Mann verkleidet auf der Redoute, bald als fremde Frau. Sie ist vollständig vernarrt in ihn. Sie gibt uns das Lustspiel vom Spieler, das die Gesellschaft aufführt, in dem sie es aus dem Buch abliest; es ist die lächerlichste Sache von der Welt.“[29]
15. Januar: „Der König diniert beim Prinzen von Preußen. Ich begebe mich zu diesem zur Probe für ein türkisches Fest. Dann gehe ich mit ihm auf die Redoute, von der Prinz Heinrich mich zurückbegleitet. Die Gräfin Bentinck spielt hier die lächerlichste Rolle. Sie hat sich als Provinzlerin maskiert. Man verfolgt sie vielfach, um herauszubekommen, wer sie ist; zuletzt fängt man an, sie dermaßen zu beklopfen, daß sie sich in eine Droschke flüchten muß.“[30]
24. Januar: „Diner bei der Königin, da es der Geburtstag des Königs ist. – Mit der Gräfin Bentinck habe ich eine sehr interessante Unterhaltung über das Kapitel „Prinz Heinrich“. Sie glaubt ihn zu hassen und versichert mir, daß sie, seitdem er seine Achtung allen möglichen Personen schenkte, nichts mehr von ihm wolle, und besonders seine Freundschaft mit Hessenstein und der Schlieben sei das Grab ihrer Freundschaft mit ihm gewesen.“[31]
13. Februar: „Abends schreibt mir die Gräfin Bentinck eine Karte mit der Mitteilung, daß das größte Unglück sie betroffen habe und daß ich schleunigst zu ihr müßte, um ihr in ihrem Kummer beizustehen. Ich sage: „Fahr zu, Kutscher!“ und eile zu ihr. Als ich ankomme, setzt sie mir schnell eine Perücke auf, putzt mich aus, und ich muß die Rolle des Herrn v. Dummskirchen spielen, während sie meine keusche Gattin vorstellt – nichts schnurriger als ihr ganzes Gebaren dabei. Graf Podewils, der Zuschauer ist, muß viel lachen.“[32]
25. Februar: „Ich bleibe bis zum Abend zu Hause, kleide mich als Ungar an und begebe mich zur Frau Prinzessin, wo sich mehrere Masken versammeln, um sich ihr zu zeigen. Dann gehen wir zu La Touche, wo wir eine unendliche Menschenmenge finden, einen immer hübscher als den andern maskiert. Das ganze Fest ist vorzüglich vorbereitet; es fehlt nichts, und jeder ist befriedigt. Gegen 2 Uhr läßt sich die Gräfin Bentinck einfallen, als Zauberin zu erscheinen, um die größten Albernheiten zu begehen. Jeder erhält von ihr einige Schnurrpfeifereien mit meist anstößigen Aufschriften, nachdem man aus einer Schachtel eine Nummer gezogen hat. Kurz sie versteht es, überall anzustoßen.“[33]
27. Februar: „Der König kommt an. Ich bleibe bis 6 Uhr zu Hause, gehe auf einen Augenblick zum Prinzen Heinrich und soupiere sehr nett in kleiner Gesellschaft bei der Gräfin Schwerin, der Witwe des Obersthofmeisters. Alles ist hier schmuck und nett. Man spricht nur von den Extravaganzen der Bentinck, die sich zum Pasquino von Berlin aufgeworfen hat, um jedermann Unverschämtheiten zu sagen.“[34]
3. März: „Schaffgotsch schreibt gegen die Bentinck. – […] – Man erzählt mir wieder von der Bentinck. Ihre Lotterie ist wahrhaftig die Pandorabüchse, die sie geöffnet und woraus jeder etwas gezogen hat, um sich zu ärgern.“[35]
4. März: „Bei der Königin sehe ich abends die Gräfin von Bentinck, die hier eine sehr törichte Rolle spielt.“[36]
21. März: „Abends gehe ich an den Hof, wo ich mich entsetzlich langweile, indem ich zwischen der Gräfin Bentinck und dem Prinzen Heinrich sitze, die sich nur Anzüglichkeiten sagen. Mein Gott, was ist der Mensch doch so schwach, daß die Vernunft hinter den Leidenschaften zurücktritt.“[37]
16./17. April: „Gräfin Bentinck kann sich darüber nicht trösten, daß sie ihre Souveränität aufgeben soll. Sie erklärt, sie wolle nicht dem Beispiel Karls V. folgen, der abdankte und es später bereute.“[38]
2. Juli: „Vorher speise ich bei der Gräfin Bentinck, die ihren natürlichen Sohn bei sich hat, den sie für einen Herrn Donop ausgibt. Unglücklicherweise verrät er seine Abstammung durch eine auffallende Ähnlichkeit mit der Familie des Grafen v.d. Lippe.“[39]
22. August: „Die Bentinck hat in ihrer Verzweiflung den Vergleich mit ihrem Gatten unterzeichnet und will jetzt in der Schweiz wohnen.“[40]
31. August: „Die Gräfin Bentinck ist auch da. Sie rüstet sich zur Abreise. Ich bin überzeugt, daß man sie vermissen wird.“[41]
1. September: „Zum letztenmal und allein bei der Gräfin Bentinck zur Tafel. Ich bedauere ihre Abreise.“[42]
[1] S. hierzu: K. Ed. Schmidt: Die Tagebücher des Grafen Ernst Ahasverus Heinrich von Lehndorff, Erste Fortsetzung, in: Mitteilungen der litterarischen Gesellschaft Masovia 4. Heft (1898),S. 9-53, hier S. 9f. Fußnote.
[2] Dreissig Jahre am Hofe Friedrichs des Grossen :
aus den Tagebüchern des Reichsgrafen Ernst Ahasverus Heinrich von Lehndorff, Kammerherrn der Königin Elisabeth Christine von Preussen, aus dem Französischen von Karl Eduard Schmidt-Lötzen, 2 Bde., 1907-1910, Bd. 2, S. 41.
[3] ebd. S. 43f.
[4] ebd. S. 54.
[5] ebd. S. 58.
[6] ebd. S. 59.
[7] ebd. S. 59.
[8] ebd. S. 60f.
[9] ebd. S. 61f.
[10] ebd. S. 68.
[11] ebd. S. 69f.
[12] ebd. S. 76f.
[13] ebd. S. 78.
[14] ebd. S. 89.
[15] ebd. S. 89.
[16] ebd. S. 99.
[17] ebd. S. 102.
[18] ebd. S. 105.
[19] ebd. S. 106.
[20] ebd. S. 111.
[21] ebd. S. 111.
[22] Angina
[23] ebd. S. 112.
[24] ebd. S. 113.
[25] ebd. S. 120.
[26] ebd. S. 127.
[27] ebd. S. 127.
[28] ebd. S. 131.
[29] ebd. S. 132.
[30] ebd. S. 133.
[31] ebd. S. 135.
[32] ebd. S. 141.
[33] ebd. S. 143.
[34] ebd. S. 144.
[35] ebd. S. 144.
[36] ebd. S. 144.
[37] ebd. S. 145.
[38] ebd. S. 151.
[39] ebd. S. 162.
[40] ebd. S. 167.
[41] ebd. S. 168.
[42] ebd. S. 169.
Promovierte Historikerin, Autorin, Kulturvermittlerin und Bloggerin.
Themen: digitale Kulturvermittlung – #digKV – Social Media – Storytelling – Geschichte(n) erzählen
2 Kommentare
Anna
Danke für den interessanten Artikel, und ich werde mir die Tagebücher zu Gemüte führen.
Eine Anmerkung habe ich allerdings, weil ich es wirklich missverständlich finde. Lehndorff wurde nicht in der „polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren 25 Kilometer nordwestlich der Kreisstadt Kętrzyn“ geboren. Da sollte man zumindest „in der heutigen polnischen Woiwodschaft“ schreiben. Lehndorff wurde natürlich in Ostpreußen geboren, das auch im 18. Jahrhundert zu Preußen gehörte.
A. Kircher-Kannemann
Liebe Anna,
danke für den Hinweis, den ich gerne – zumindest teilweise – umgesetzt habe.
Eine alleinige Bezeichnung „Ostpreußen“ halte ich jedoch aus historischen Gründen und aufgrund revisionistischen Gedankenguts, dass nur zu leicht damit verbunden werden kann, für unangebracht.
Herzliche Grüße
Anja Kircher-Kannemann