In Herne nach Stonehenge reisen

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Ein Besuch in der Ausstellung Stonehenge in Herne

„Ich habe leider keine Zeit, denn ich fahre gleich nach Stonehenge“ –
„Was tust Du? Wann kommst Du denn wieder?“ –
„Ich schätze so gegen halb neun.“ –
„????“

Mit diesem Gespräch habe ich in der vergangenen Woche für ziemliche Verwirrung bei einer Freundin gesorgt. Das kann man sich wahrscheinlich auch vorstellen, denn wie soll ich so schnell nach Stonehenge und wieder zurückkommen? – Nun, augenblicklich und noch bis zum 25. September 2022 ist das tatsächlich relativ einfach: man fährt nach Herne, genauer gesagt ins LWL-Museum für Archäologie und eben da steht Stonehenge.

Zugegeben, es ist nicht das Original, aber man braucht kein Visum und keine lange Reise und fühlt sich eben doch als wäre man im Inneren dieses sagenumwobenen Steinkreises. Was hier in der 1.000 Quadratmeter großen Ausstellungshalle steht, das ist ein Teil-Nachbau aus Styropor mit Grasteppich, aber die Beleuchtung und die Abtrennung vom Rest des Ausstellungsraums lassen erahnen, wie sich Stonehenge in der Dämmerung anfühlen muss.

im Steinkreis von Stonehenge in Herne
Im Steinkreis von Stonehenge in Herne – Foto: A. Kircher-Kannemann, CC-by SA 4.0

Stonehenge in Herne und eine Reise durch die Zeit

Es ist ein früher Montagabend, als ich mich zusammen mit anderen Blogger:innen und Instagrammer:innen vor dem Museum in Herne einfinde. Wir wurden eingeladen zu einem Social Media Walk – einer kleinen Preview der Ausstellung „Stonehenge – Von Menschen und Landschaften“.

Nach einer kurzen Einleitung geht es los, die Türen zum Ausstellungsraum öffnen sich und wie das so ist – ein paar Tage vor Ausstellungseröffnung – man kann die Ausstellung erkennen, die „Landmarken“ stehen, aber so einiges ist eben auch nicht ganz fertig. Noch nicht alle Vitrinen sind vollständig eingeräumt, die Multimedia-Stationen noch nicht alle betriebsbereit, überall wuseln Leute herum und zeitweilig wird es hektisch, auch noch am späten Abend. So kenn ich das von unzähligen Ausstellungen, die ich selber mit aufgebaut habe. Da kommt direkt ein Gefühl von Zuhause auf.

Also beginne ich meinen Rundgang. Ein einsamer Pfeil in einer Vitrine, Scherben, Knochen, eine Videowand, die mich in eine ferne Zeit an einen fernen Ort entführt. Ein Stück weiter bleibe ich hängen. Ein Skelett in gehockter Position.

StonehengeInHerne Pfeile und Tierknochen
StonehengeInHerne Pfeile und Tierknochen – Foto: A. Kircher-Kannemann, CC-by SA 4.0

Stonehenge und die ungeschriebenen Geschichten

Wer mich kennt, diesen Blog hier manchmal liest, der weiß wahrscheinlich, dass ich dem Ausstellen menschlicher Überreste durchaus ambivalent gegenüberstehe. Ich sehe den Sinn und den Zweck, den Ausstellungsmacher:innen damit verfolgen, aber irgendwie überkommt mich dabei auch immer ein ungutes Gefühl, ganz egal wie alt die Knochen sind.
So geht es mir auch diesmal. Gleichzeitig aber beginnt für mich in Gedanken gerade hier die Zeitreise und ich frage mich wer dieser junge Mann wohl war. Wie war sein Leben? Was hat er getan? Was hat er gegessen? Welche Träume hatte er?

All diese Gedanken begleiten mich auf meinem weiteren Rundgang durch die Ausstellung. Es sind wenige Überreste aus Keramik, Pfeilspitzen, Tierknochen, die Aufschluss über Teile des Lebens dieser Menschen geben, die vor über 4.000 Jahren lebten – in einer Zeit, die man Jungsteinzeit nennt. Und doch haben Archäolog:innen im Laufe der Zeit bereits erstaunlich viel über sie ans Tageslicht befördert.
Diese Ausstellung hier in Herne, sie trägt das aktuelle Wissen über die Menschen dieser fernen Zeit zusammen. Man kann sich ein Bild machen. Man lernt verstehen was sie wohl antrieb große Steine meilenweit zu bewegen und zu einem Kreis zusammenzustellen.

Teil eines Skelettes eines jungen Mannes Stonehenge in Herne
Teil des Skelettes des jungen Mannes in gehockter Position, ca. 3.500 v. Chr. Foto: A. Kircher-Kannemann, CC-by SA 4.0

Stonehenge meets Westfalen

Stonehenge ist mehr als ein Überbleibsel aus sehr lang vergangener Zeit. Stonehenge, das ist ein Mythos, ein Ort, der von mehr Legenden als von Fakten umwoben ist. Und Stonehenge ist ein Ort, den die meisten Menschen für einzigartig halten, aber genau das ist er nicht und dann aber wieder doch. Klingt eigenartig, ich weiß und ich sollte es erklären.
In seiner Monumentalität ist Stonehenge einzigartig und in seiner Wirkung auf die Menschen – bis heute – sicher auch. Vom Prinzip her aber ist Stonehenge nur das größte bekannte Überbleibsel einer Kultur, die einst weite Teile Europas und auch Asiens umspannte. Es ist die sogenannte Megalithkultur. Zu ihr gehört Stonehenge als das Paradebeispiel, aber auch in vielen anderen Regionen finden sich Reste dieser Kultur. Sicher, sie sind nicht ganz so spektakulär und manchmal auch nicht mehr so deutlich zu erkennen, dennoch gibt es sie. Auch hier um uns herum, in Westfalen und anderswo und auch das zeigt die Ausstellung in Herne und zieht vergleich und Parallelen.

StonehengeInHerne Wir bauen Stonehenge
“Wir bauen Stonehenge” – Stonehenge in Herne – Foto: A. Kircher-Kannemann, CC-by SA 4.0

Stonehenge in Herne und in Zahlen

140.000 winzige Goldstifte verzieren einen Dolch aus der frühen Bronzezeit
6.000 Jahre Geschichte (eigentlich noch mehr)
1.000 Quadratmeter Ausstellungshalle
250 Kilometer – etwa – beträgt die Entfernung aus der manche dieser Steine nach Stonehenge kamen
230 Exponate
40 Tonnen wiegen die kolossalen Steine im Original
25 Medienstationen
17 Rekonstruktionen (der innere Steinkreis von Stonehenge)
16 Themenbereiche
7 Meter hohe Steine (aus Styropor)
1 Millimeter lang
0,2 Millimeter breit – das ist das kleinste Exponat

Ich denke noch immer an den jungen Mann und an sein Leben. Und mir ist klar, dass ich mir diese Ausstellung nach ihrer wirklichen Eröffnung noch einmal in Ruhe anschauen werde, um noch mehr über ihn, sein Leben und all das was ihn bewegte zu erfahren.

Ausstellungsinfos:


Stonhenge in Herne

LWL-Museum für Archäologie Herne

Europaplatz 1
44623 Herne

Dauer der Ausstellung:

23.09.2021-205.09.2022

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