„Preußen in Westfalen“ – eine Spurensuche
„Preußen zeigt ein Doppelgesicht wie der Januskopf: ein militärisches und ein philosophisches.“ Als Madame de Staël (1766-1817) diese Zeilen im Jahr 1810 schrieb, da war Friedrich Wilhelm IV. (1795-1861) König von Preußen, ein Mann, der das Reisen liebte, ebenso wie Kunst, Kultur und vor allem Architektur. Auch sein Vater Friedrich Wilhelm III. (1770-1840) war ein großer Mäzen gewesen, gleichfalls sein Vater Friedrich Wilhelm II. (1744-1797) und nicht zu vergessen Friedrich der Große (1712-1786). Er gilt vielen bis heute als der Philosoph auf dem preußischen Thron, der aber zugleich zahlreiche Kriege führte, um sein Territorium zu erweitern.
Schaut man genauer auf Preußen und seine Geschichte, dann sieht man noch mehr Facetten, noch mehr Seiten an diesem „Januskopf“, denn da ist auch das fortschrittliche Preußen, das in wirtschaftlicher, technischer und sozialpolitischer Hinsicht voranschritt. Aber da ist auch das rückwärtsgewandte Preußen, das Preußen des Historismus und des Kulturkampfs, der Pressezensur und des Verbots.
Bilder von Preußen in Westfalen
Auf insgesamt drei Reisen habe ich Preußen und seine Geschichte und Geschichten gesucht. Gefunden habe ich viele Facetten und viele Gesichter, von Fortschritt bis Rückschritt und von militärisch bis philosophisch.
Ich bin auf diesen Reisen vielen Preuß:innen begegnet. Nicht alle von ihnen hätten sich selbst als Preuß:in bezeichnet. Und ich bin auch vielen Bildern und Vorstellungen von Preußen und Preuß:innen begegnet – von positiv bis negativ, von väterlich oder mütterlich bis hin zu nationalistisch und rückständig.
All diese Bilder und Vorstellungen haben ihre Gründe und mithin auch ihre Berechtigung.
An wohl keiner anderen Territorialbezeichnung scheiden sich die Geister bis heute so sehr wie an der Preußens. Doch nur, wer sich Preußen anschaut, wer sich damit auseinandersetzt, der kann sich am Ende auch wirklich ein Bild von Preußen machen.
3 Reisen – 1 Ziel: #PreussenInWestfalen finden
Also reisen wir und schauen wir uns die Hinterlassenschaften Preußens an und lernen wir die Menschen kennen, die einst Preuß*innen waren.
Tut man dies, begibt man sich auf die Suche nach Preußen, oder besser gesagt nach preußischer Geschichte in Westfalen oder auch am Niederrhein, dann sind es die militärischen Hinterlassenschaften, die Kasernen und Befestigungsanlagen, die zuerst ins Auge fallen.
Das passt ins gängige Bild, das die meisten Menschen heute von Preußen haben. Denn Preußen, das ist für viele Drill und Militär. Ein Bild, vor allem geprägt durch Kaiser Wilhelm II. Doch dieses Bild – so viel Berechtigung es auch immer haben mag – greift zu kurz und das schon aus zeitlicher Perspektive, denn die Ära Preußen war auch in Westfalen und am Niederrhein viel länger.
Auf diese längere Dauer der preußischen Zeit weisen auch die in Westfalen und am Niederrhein erhaltenen Denkmäler. Sie zeigen eben nicht Wilhelm II. Sie zeigen seinen Großvater Wilhelm I., den ersten preußisch-deutschen Kaiser. Und schaut man ihn an, dann sieht man nicht unbedingt den Militär, sondern oft genug den gütigen und sorgenden Landesvater. Ein Bild, das nicht ins Bild passen mag und das doch das Bild ist, das die Zeitgenossen schufen. Ein Bild, das zeigt, dass es Sinn macht einmal den eigenen Standpunkt zu wechseln, wenn man über Preußen spricht und die Zeitgenossen zu Wort kommen zu lassen. Und auch ein Bild, das zeigt wie viele Facetten die preußische Geschichte hatte und dass man sie nicht immer nur von ihrem Ende her betrachten sollte. Denn es gab auch die Zeit in der sich viele Menschen bewusst für Preußen entschieden, wo sie ganz unbedingt Preuß*innen werden wollten.
Was veranlasste sie dazu? Was war so reizvoll, so positiv an Preußen? Was ließ für viele Preußen quasi als Rettung erscheinen? Und: Gab es sie wirklich, diese positiven Seiten an der preußischen Geschichte? Gab es dieses „diverse“ Preußen, das gerade heute wieder einige beschwören?
Meine Preußenreisen in Westfalen und am unteren Niederrhein
Begeben wir uns nun auf die Reise, auf eine Zeitreise in die Ära Preußens in Westfalen und am Niederrhein und machen wir uns ein eigenes Bild von Preußen.
Wer sich wundert warum ich auf der Suche nach Preußen in Westfalen auch am unteren Niederrhein unterwegs war, dem empfehle ich vorher meinen Beitrag über die Frage „Wo ist eigentlich Westfalen oder die Frage: Was ist eigentlich Westfalen?“ zu lesen. Denn diese Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten, wie man vielleicht meinen sollte.
Es sind drei Reisen, die wir unternehmen werden:
Die erste Reise auf der Suche nach Preußen in Westfalen führt uns von Minden aus nach Petershagen, nach Bad Oeynhausen und Porta Westfalica.
Die zweite Reise führt von Detmold nach Bad Pyrmont. Unterwegs schauen wir uns die Externsteine und das legendäre Hermannsdenkmal an.
Die dritte Reise beginnt in Bocholt und führt über Wesel nach Xanten weiter nach Emmerich, Schloss Moyland und Kleve.
Dieser Beitrag entstand im Rahmen einer bezahlten Bloggerreise. Er ist nicht Teil des bezahlten Auftrags.
Beitragsbild:
Das liegende Denkmal Kaiser Wilhelms I. vor dem LVR-Niederrheinmuseum Wesel
Foto: A. Kircher-Kannemann, CC-by SA 4.0