#SchlossGenuss im Rheingau
Es ist Kulturerbejahr mit #SchossGenuss und zahlreiche Aktionen locken die Besucher in Schlösser, Burgen, Kirchen und Klöster. So lädt der Verein „Schlösser und Gärten in Deutschland“ aktuell „Zu Tisch“ und bietet das „Geniessen in Schlössern und Gärten“.
Im Rahmen dieser Aktion hat der Verein „Schlösser und Gärten in Deutschland“ in Zusammenarbeit mit Tanja Praske zu einer Blogparade aufgerufen unter dem Hashtag #SchlossGenuss.
Inhaltsverzeichnis
Lust auf eine #SchlossGenuss-Reise?
Haben Sie Lust mit mir auf eine Genussreise zu gehen? Genauer gesagt auf eine historische Genussreise? Eine Reise auf der wir auf Schlössern und Burgen und auch in Klöstern zu Tisch sein werden und uns ganz besonders dem Weine widmen. Sprich: #SchlosGenuss meets #KlosterGenuss und #WeinGenuss.
Diese inzwischen historische Genussreise trat vor über 200 Jahren bereits ein gewisser Johann Wolfgang von Goethe an und wir werden mit ihm eine der schönsten Landschaften Deutschlands bereisen – den Rheingau. Dabei werden wir viel Genuss und viel Sehenswertes erleben und viel Geschichte schnuppern.
Also dann: Lassen Sie uns reisen!
Goethes erste Reise in den Rheingau
Wenn man sich schon mal ein wenig mit dem Leben und den Vorlieben des Geheimrats Johann Wolfgang beschäftigt hat, dann ist einem wohl eins nicht entgangen: sein Faible für gutes Leben, gutes Essen und vor allem guten Wein. Da liegt es schon sehr nahe, dass er seine Reisen häufiger einmal in Regionen unternahm, die dem Weinbau verpflichtet sind und es verwundert auch nicht, dass es ihn ausgerechnet in den Rheingau zog, denn von hier stammte einer seiner absoluten Lieblingsweine: der Johannisberger. Auch Goethe verband also schon #SchlossGenuss mit #WeinGenuss.
Gleich dreimal zog es Goethe zu längeren Reisen in den Rheingau. Das erste Mal kam er im Jahr 1772 hierher: Er hatte sich einige Zeit in Koblenz aufgehalten und sich dort wieder einmal verliebt. Das tat er ja gerne und diesmal war es Maximiliane von La Roche, die sein Herz eroberte. „Die Max“, wie Goethe sie liebevoll nannte aber heiratete bald in eine Familie ein, die noch einmal eine Rolle auf unserer Rheingau-Reise spielen wird (wir kommen gleich darauf zurück).
Jetzt aber bleiben wir erst einmal im Jahr 1772 und begeben uns mit dem erst 23-jährigen Advokaten, der gerade am Götz von Berlichingen arbeitet, auf die Yacht seines Freundes Johann Heinrich Merck und reisen von Koblenz aus in Richtung Mainz.
Genau wie die beiden jungen Männer kommen wir nach Lorch, nach Assmannshausen, nach Rüdesheim und Bingen, sehen den Johannisberg und den kleinen Ort Winkel (den wir später noch einmal besuchen werden), auch kommen wir nach Eltville und Biebrich und weil es hier so schön ist ersuchen wir, genau wie einst der junge Goethe, den Schiffer langsam zu sein, damit wir alle Eindrücke in uns aufnehmen können.Halt: Lorch
Lorch ist der erste Ort in dem wir Halt machen. Hier empfängt uns direkt die Ruine der Burg Nollig, die mehr ein Wachturm war denn eine Burg und dennoch schön romantisch auf dem Bergrücken thront. Ganz passend dazu heißt die Großlage des Ortes denn auch „Burgweg“ und zahlreiche Weingüter pflegen hier bis heute vor allem den Riesling, für den der Rheingau so berühmt ist.
Halt 1: Assmannshausen
Zwar empfangen uns hier weder Burgen noch Klöster, doch nach einer ganzen Weile des Rieslingtrinkens können wir hier endlich auch einmal wieder einen Rotwein genießen, denn Assmannshausen ist die „Rotweininsel“ des Rheingaus auf der vor allem Spätburgunderreben gedeihen.
Halt 2: Rüdesheim
Wer kennt ihn nicht den berühmten „Rüdesheimer Kaffee“; diese hier erfundene Kaffeespezialität, die es allerdings zu Goethes Zeiten noch gar nicht gab, denn auch wenn sie uns heute erscheint, als müsse es sie seit mindestens 200 Jahren geben, so wurde sie doch erst im Jahre 1957 von Hans Karl Adam entwickelt und zwar für das in Rüdesheim ansässige Haus Asbach.
Das Rezept ist übrigens recht einfach:
1/8 l heißer schwarzer Kaffee
3 Stück Würfelzucker
4 cl Weinbrand (naja, eigentlich Asbach, aber ich möchte hier ja keine Schleichwerbung machen)
Schlagsahne mit Vanillezucker und Schokoladenstreusel zum Bestreuen, fertig ist die Kaffeespezialität, die in eigens dafür entworfenen Tassen serviert wird.
Aber in Rüdesheim gibt es auch eine Burg: die Brömserburg. Sie faszinierte Goethe bei seinem Besuch wohl sehr und er schrieb:
„Man tritt in einen brunnenartigen Hof: der Raum ist eng, hohe schwarze Mauern steigen wohlgefügt in die Höhe, rauh anzusehen, denn die Steine sind äusserlich unbehauen, eine kunstlose Rustica. Die steilen Wände sind durch neu angelegte Treppen ersteiglich; in dem Gebäude selbst findet man einen eigenen Contrast wohleingerichteter Zimmer und grosser, wüster, von Wachfeuern und Rauch geschwärzter Gewölbe. Man windet sich stufenweise durch finstere Mauerspalten hindurch und findet zuletzt, auf thurmartigen Zinnen, die herrlichste Aussicht. Nun wandeln wir in der Luft hin und wieder, indessen wir Gartenanlagen, in den alten Schutt gepflanzt, neben uns bewundern. Durch Brücken sind Thürme, Mauerhöhen und Flächen zusammengehängt, heitere Gruppen von Blumen und Strauchwerk dazwischen.“
Seien Sie versichert: Es sieht dort noch heute so aus. In 200 hat sich nahezu nichts verändert und man vermeint im nächsten Zimmer den Herrn Geheimrat vorzufinden, dessen Unterschrift noch heute im Gästebuch der Burg zu sehen ist, ebenso wie die von Paganini, Heinrich Heine, Achim von Arnim, Carl Maria von Weber, Felix Mendelssohn-Bartholdi, Albert Lortzing, Ludwig Uhland, den Gebrüdern Grimm und Clemens von Brentano (sie merken schon, diese Familie ist ein roter Faden hier im Rheingau).
Halt 3: Bingen
Wer an Bingen denkt, dem fällt wohl zuallererst der berühmte Mäuseturm ein jener ehemalige Wehr- und Wachturm, der auf einer Insel mitten im Rhein steht und auf den die Burg Klopp hinabblickt. Eine Höhenburg, die Teil des UNESCO-Welterbes Oberes Mittelrheintal ist und bis heute von Weinbergen umgeben wird.
Fast gleichzeitig aber wird man an die Heilige Hildegard denken, die den Beinamen „von Bingen trägt“ und die einst auf dem Rupertsberg bei Bingen ihr eigenes Kloster gründete. Heute gibt es dieses Kloster nicht mehr, es wurde 1632 im Zuge des Dreißigjährigen Krieges zerstört. Aber die letzten Rupertsberger Nonnen gaben nicht auf, sie siedelten um in das Kloster Eibingen nach Rüdesheim. Noch heute gibt es hier die Abtei und die Heilige Hildegard ist stets präsent, denn ihr Reliquienschrein befindet sich bis heute in der Klosterkirche und die Nonnen des Klosters sind bis auf den heutigen Tag dem Weinbau sehr verbunden und bewirtschaften mit ihrem Klosterweingut 7,5 Hektar, die mit Riesling und Spätburgunder bestockt sind. 70.000 Liter Wein sind es, die die „Winzerschwester“ Thekla Baumgart so in jedem Jahr in Flaschen füllen kann und die beileibe nicht nur zu Messwein werden.
Halt 4: Johannisberg und #SchlossGenuss
Hoch über Geisenheim thront das imposante Schloss Johannisberg, eines der wohl bekanntesten und traditionsreichsten Weingüter der Welt. Heinrich Heine rief aus:
„Mon dieu, wenn ich doch so viel Glauben in mir hätte, dass ich Berge versetzen könnte, der Johannisberg wäre just derjenige Berg, den ich mir überall nachkommen ließe.“
Auch Goethe liebte jenen Wein und auch die Aussicht, die man vom Johannisberg aus, hat und so schrieb er:
„Was aber auch sonst noch von geistlichen und weltlichen Gebäuden dem Auge begegnen mag, der Johannisberg herrscht über alles“
und über den dortigen Wein bemerkte er:
„Nun mußte denn wohl, im Angesicht so vieler Rebhügel, des Eilfers in Ehren gedacht werden. Es ist mit diesem Weine wie mit dem Namen eines großen und wohltätigen Regenten: er wird jederzeit genannt, wenn auf etwa Vorzügliches im Lande die Rede kommt; eben so ist auch ein gutes Weinjahr in aller Munde. Ferner hat denn auch der Eilfer die Haupteigenschaft des Trefflichen; er ist zugleich köstlich und reichlich.“
Die Legende von Johannisberg besagt, dass der Weinberg ursprünglich von Karl dem Großen angelegt wurde, denn er habe beobachtet, dass der Schnee auf dem Johannisberg deutlich eher schmolz als auf dem ihn umgebenden Land und tatsächlich finden sich die ersten Anfänge von Weinbau hier in karolingischer Zeit in einer Urkunde des Jahres 817.
Das Schloss, das heute auf dem Johannisberg zu sehen ist, geht auf den Fürstabt von Fulda Konstantin von Buttlar (1679-1726) zurück. In jene Zeit geht auch das Weingut „Schloss Johannisberg“ zurück, das als erstes Rieslingweingut der Welt gilt und in dem (durch schieren Zufall) einst die Spätlese erfunden wurde. Ein ganz besonderer #SchlossGenuss also.
Halt 5: Winkel
Hier halten wir gleich noch einmal ausgiebig und deshalb sparen wir den Ort jetzt erstmal aus.
Halt 6: Eltville
In Eltville empfängt uns erneut ein Kloster: das Kloster Eberbach. Kein Geringerer als der berühmte und als Kreuzzugsprediger auch durchaus berüchtigte Bernhard von Clairvaux (um 1090-1153) war es, der Kloster Eberbach zu Beginn des 12. Jahrhunderts gründete. Heute zählt die Anlage zu den bedeutendsten Kunst- und Kulturdenkmälern Europas und enthält sowohl romanische als auch frühgotische Bauteile. Schon früh trat das Kloster Eberbach auch als Förderer des Weinbaus auf und sorgte für eine erhebliche Erweiterung der Rebflächen am Rheingau.
2010 zeichnete das Deutsche Weininstitut Kloster Eberbach als ersten von 13 Orten als „Höhepunkt der Weinkultur“ aus.
Auch eine Burg gibt es in Eltville. Sie stammt aus dem 14. Jahrhundert und geht auf die Mainzer Erzbischöfe zurück. Heute beherbergt sie eine „Gutenberg-Gedenkstätte“ mit einer historischen Sammlung der Druckkunst.
Halt 7: Biebrich (Wiesbaden) – #SchlossGenuss
Das Biebricher Schloss ist eine durchaus imposante Barockanlage, die zwischen 1700 und 1750 entstanden ist und einst den Nassauischen Herzögen als Residenz diente. Der 50 Hektar große Schlosspark empfängt im Stil der englischen Parkarchitektur und lädt zu einem ausgiebigen Lustwandeln ein. #SchlossGenuss gibt es hier also ohne Zweifel.
Goethes zweite und irgendwie auch dritte Reise in den Rheingau
Es dauerte lange bis der inzwischen fest in Weimar verwurzelte Goethe wieder in den Rheingau kam. Inzwischen war er 65 Jahre alt und seit vielen Jahren mit Christiane Vulpius verbunden. Auch leitete er inzwischen schon seit beinah 40 Jahren das Theater in der der Kunst und Kultur so verbundenen Stadt Weimar. Besonders aber widmete er sich in jener Zeit seiner Autobiographie „Dichtung und Wahrheit“. Bettina Brentano war es, die ihm dabei hilfreich zur Seite stand, da sie Erzählungen von Goethes Mutter über dessen Kindheit aufgezeichnet hatte.
Im August des Jahres 1814 war es, als Goethe zu einer Badekur in Wiesbaden weilte und von dort aus den Rheingau erneut erkundete. Es war wohl herrliches Wetter, wie er in seinem Tagebuch schrieb und „Auf der Höhe über Biberich erschaute man das weite, prächtige Flusstal mit allen Ansiedlungen innerhalb der fruchtbarsten Gauen […] In der weitesten Ferne glänzt dann vor allem das Kloster Johannisberg.“ Und wieder sind es vor allem die Rebhügel, die es ihm angetan haben und die er überschwänglich beschreibt. Der #SchlossGenuss findet eher am Rande statt.
Da kommt es sehr gelegen, dass ihm die Familie Brentano zu seinem 65. Geburtstag, den er im Kursaal von Wiesbaden feiert, nicht nur jede Menge guten Wein schenkt, sondern ihn auch auf ihr Landgut nach Winkel einlädt.
Hier also begegnet uns eben jene Familie Brentano wieder, die wir, wenn auch indirekt bereits bei Goethes erster Rheingau-Reise kennenlernten, denn die oben erwähnte „Max“ heiratete einen Herrn Brentano und zwar Peter Anton von Brentano, einen erfolgreichen Frankfurter Kaufmann. Berühmt ist vor allem einer ihrer Söhne: Clemens Wenzeslaus Brentano (1778-1842).
Das Landgut gibt es noch heute und s 2014 gehört es dem Land Hessen. Nicht nur Goethe war hier zu Gast, sondern auch die Gebrüder Grimm und der Freiherr vom Stein. Das Schlafzimmer in dem Goethe übernachtete ist noch heute beinahe im originalen Zustand erhalten und versetzt ganz leicht in die Zeit des Dichters.
Aber der Ort Winkel kann auch mit einem Schloss aufwarten: dem Schloss Vollrads. Das heutige Schloss Vollrads mit seinem mächtigen Wohnturm geht mit diesen ältesten Teilen auf das 4. Jahrhundert zurück. Damals ließ die Familie Greiffenclau hier eine Wasserburg errichten von der eben jener Wohnturm erhalten blieb. Auch dieses Schloss beherbergt ein Weingut, das ebenfalls zu den renommiertesten deutschen Weingütern zählt und auch hier wird ausschließlich der so berühmte Rheingauer Riesling angebaut. Im Rheingau gilt halt meist die Verbindung von #SchlosGenuss mit #WeinGenuss.
„Trunken müssen wir alle sein!
Jugend ist Trunkenheit ohne Wein;
Trinkt sich das Alter wieder zu Jugend,
So ist es wundervolle Tugend.
Für Sorgen sorgt das liebe Leben,
Und Sorgenbrecher sind die Reben.“
Diese Zeilen aus dem West-östlichen Divan sind wohl nicht unwesentlich von Rheingauer Weinen und den vielen Schlössern, Burgen und Klöstern beeinflusst, die Goethe dort bestaunen und erleben durfte. Jedenfalls soll er diese Zeilen zitiert haben, als er 1815 erneut in den Rheingau reiste und dort seinen 66. Geburtstag feierte mit einem Rheingauer Wein aus seinem Geburtsjahr 1749.
Und wenn Sie jetzt Lust bekommen haben auch die Genüsse des Rheingaus zu erleben, dann sollten Sie das vor allem während der „Rheingauer Schlemmerwochen“ tun, denn dann bekommen hier die Begriffe #ZuTisch und #SchlossGenuss ganz besondere Dimensionen!
Mir bleibt nur zu sagen: Viel Spaß und Genuss im Rheingau!
(Vielleicht auf Goethes Spuren)
Promovierte Historikerin, Autorin, Kulturvermittlerin und Bloggerin.
Themen: digitale Kulturvermittlung – #digKV – Social Media – Storytelling – Geschichte(n) erzählen
10 Kommentare
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Damian Mallepree
Liebe Anja Kircher-Kannemann,
wunderschön zu lesen…besonders, weil ich gerade am letzten Wochenende in Eltville und Winkel gewesen bin. Und am Brentanohaus tut sich ja auch was. Klingt auf jedenfall nach einer genussvollen Reise.
Als ob wir uns mit den Beiträgen abgesprochen hätten…:)
Schöne Grüße
Damian
A. Kircher-Kannemann
Lieber Damian,
stimmt, das könnte man wirklich meinen, dass wir uns abgesprochen haben. Bei mir ist es aber schon fast einen Monat her, dass ich da war (in Rüdesheim und Wiesbaden).
Da fällt mir ein: ich muss unbedingt bald mal wieder bei Euch vorbeischauen! Hab ja einen kurzen Weg 😉
Herzliche Grüße
Anja
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Tanja Praske
Liebe Anja,
wunderbar und am selben Tag kam noch ein Beitrag aus dem Goethe-Museum Düsseldorf. Damian hat ja schon bei dir kommentiert. Ich finde es klasse, dass du dir Goethe geschnappt hast, habe ja von Anbeginn an der Blogparade mit Aphorismen zum Genuss gestartet, darunter auch Goethe. Umso mehr freut es mich, dass du ihn hier sprechen lässt und seinen Spuren im Rheingau folgst!
Merci!
Herzlich,
Tanja
A. Kircher-Kannemann
Liebe Tanja,
ja, das ist wirklich ein tolles Zusammentreffen gewesen.
Aktuell bin ich gerade dabei mich durch die anderen Beiträge zu lesen. Die Zahl ist wirklich beeindruckend. Der Wahnsinn, was Ihr mit dieser Blogparade geschafft habt. Ganz großes Kino!
Ich bin auch schon sehr gespannt auf die folgende Blogparade zum Thema „Meer“ und sitze mit gezücktem Bleistift in den Startlöchern.
Liebe Grüße
Anja
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