Jagdschloss – Museum Burg Linn – Museums-Tipp

Nach dem Rundgang durch das Museum von Burg Linn und die eigentliche mittelalterliche Burg nähern wir uns nun der Frühneuzeit und Neuzeit.
Wir gehen heraus aus dem Burghof, über die Brücke hinab in Richtung auf das Rasenoval, das die ehemalige Vorburg prägt.
Zur Rechten steht das Gebäude, das wir uns nun anschauen wollen: das Jagdschloss. Eigentlich ist eher ein Schlösschen und wenn man es genau nimmt, dann ist es eigentlich nicht mal das. Der Ursprung dieses Gebäudes reicht zurück bis ins 15. Jahrhundert, ins Jahr 1488, um genau zu sein. Errichtet wurde es damals als Brau- und Backhaus für die Burg und sah gänzlich anders aus als heute. 1707 dann, zur Zeit der Kölner Erzbischöfe, wurde das in die Jahre gekommene Haus zum Amtssitz des Kurkölnischen Amtmannes umgebaut. Man hatte auch wenig andere Möglichkeiten, denn die Burg war im Zuge des Spanischen Erbfolgekriegs weitgehend einem Brand zum Opfer gefallen.
Kurfürst Clemens August war es, der das Gebäude dann erneut umbauen ließ, denn wenn er einmal zur Jagd in Linn weilte, dann wollte der Herr auch annähernd standesgemäß wohnen. Immerhin hatte er schon Schlösser wie Augustusburg und Falkenlust bauen lassen, da konnte er ja hier nicht in einer Kellnerei nächtigen.
Mit dem Einmarsch der Franzosen im Jahr 1794 hatte die Kölner Herrlichkeit hier aber ein Ende und das Jagdschloss verfiel für zwölf Jahre in einen mehr oder minder tiefen Dornröschenschlaf. 1806 kamen neue Besitzer und damit neues Leben in das alte Jagdschloss. Wer diese neuen Besitzer waren, das kann man noch heute dem Dachreiter entnehmen: Ihn zieren zwei bronzene Greifen, die Wappentiere der Familie „de Greiff“.


Jagdschloss Burg Linn mechanische Musikinstrumente
Das Symphonion im Eingang – mechanische Musikinstrumente im Jagdschloss von Burg Linn – Foto: A. Kircher-Kannemann, CC-by SA 4.0

Das Innere des Jagdschlosses – da ist Musik drin!


Wenn man das Jagdschloss betritt, dann fällt der Blick direkt auf eine große Sammlung mechanischer Musikinstrumente und ein ganz besonderes Stück, das vorne im Eingang steht und das kann man sogar höchstselbst in Betrieb nehmen. Aber ich warne vor: die Lautstärke ist beeindruckend!
Auch in den Räumen des Obergeschosses begegnet man allüberall den verschiedenartigsten Musikinstrumenten und Gerätschaften, die irgendwie mit Musik zu tun haben. Ja, und das wird in der nächsten Zeit noch mehr werden, denn Jennifer Morscheiser, die Chefin, möchte der Musikgeschichte einen noch breiteren Raum im Jagdschloss einräumen. Hierzu sammelt sie aktuell so ziemlich alles vom Instrument bis hin zum Mischpult. Wahrscheinlich schon recht bald werden diese neuen Exponate dann in den verschiedenen Räumen des Jagdschlosses zu sehen sein. Ein echtes Dorado also für alle Musikliebhaber und Freunde der Musikgeschichte.
Apropos Musik: Wenn man durch die Vorburg läuft, dann wird man zweimal am Tag beschallt und zwar von einem Glockenspiel. Dieses Glockenspiel befindet sich in einem Fenster des Jagdschlosses. Es besteht aus Meißener Porzellan und wurde von den „Freunden der Museen Burg Linn“ angeschafft und finanziert.


Jagdschloss Burg Linn - Küche
Die Küche im Jagdschloss von Linn – Foto: A. Kircher-Kannemann, CC-by SA 4.0

Kochen im Jagdschloss von Linn


Offengestanden habe ich mich, als ich die Küche des Jagdschlosses betrat gleich verliebt und nicht nur das: ich habe mich als Spülmamsell beworben! Der Ausblick nämlich, der sich vom Spülbecken der Küche bietet – auf eine alte wundervolle Trauerweide – hat mich so begeistert, dass ich nicht mehr wegwollte.
Bei dieser Küche handelt es sich im Übrigen nicht um die originale Küche des Schlosses. Zwar wurde sie am originalen Ort eingerichtet, aber museal überarbeitet und soll eine typische Küche aus der Zeit um 1800 darstellen. Dabei stammen einige Exponate tatsächlich aus Krefeld, so etwa der große Glasschrank.
Diese Küche ist eine wirklich gelungene Darstellung alltäglichen Lebens, die ausgesprochen lebendig wirkt und wenig museal. Es gibt viele kleine und große Dinge in dieser Küche zu entdecken. Da ist vom Zinngeschirr über Ofen, Töpfe und Kannen bis hin zum Gebetbuchhalter beinahe alles zu finden.

So schön kann spülen sein – der Ausblick auf die Trauerweide in der Küche des Jagdschlosses von Burg Linn –
Foto: A. Kircher-Kannemann, CC-by SA 4.0

Marianne Rhodius – der Geist, der über allem schwebt

Marianne Rhodius-Zimmer Jagdschloss Burg Linn
Das Marianne Rhodius-Zimmer im Jagdschloss von Burg Linn –
Foto: A. Kircher-Kannemann, CC-by SA 4.0


Ein Zimmer im Jagdschloss ist einzig und allein ihr gewidmet, dieser Marianne Rhodius, die außerhalb Krefelds, wo man sogar Schulen nach ihr benannt hat, wohl nur wenigen Menschen bekannt sein dürfte.
Geboren wurde sie am 12. Oktober des Jahres 1814 in Linn und aufgewachsen ist sie in eben diesem Jagdschloss in dem wir uns gerade befinden, denn sie war eine Geborene de Greiff. Mit 20 Jahren, im Jahr 1835, heiratete sie den Kölner Weinhändler und Kaufmann Christoph Eduard Rhodius. Er war elf Jahr älter als sie und ein Freund ihres Vaters. Aber offenbar war diese arrangierte Ehe nichts für Marianne, nach 15 Jahren trennte sie sich von ihrem Mann und zog zurück ins Jagdschlösschen. Geschieden wurde sie nie. Im Unfrieden scheinen die beiden Eheleute auch nicht auseinandergegangen zu sein, denn Rhodius besuchte Marianne mehrmals in Linn und sie unterstützte ihn auch bisweilen finanziell. Das konnte sie sich auch leisten, denn in den Jahren 1862 und 1863 erbte Marianne gleich mehrere große Vermögen. Zunächst starb ihr Vater 1862, auch ihre Mutter war bereits verstorben, ebenso wie ihre Schwester Emma. Marianne war also Alleinerbin. 1863 starb ihr Onkel, Cornelius de Greiff. Der Seidenfabrikant hatte keine eigenen Kinder, also war Marianne auch hier Alleinerbin. Neben des gesamten Burggeländes gehörten Marianne nun allein in Linn über 2 Millionen Quadratmeter Land. Eine unglaubliche Größe, die dazu führte, dass viele Leute sagten, dass eigentlich ganz Linn der Frau Rhdodius gehöre.
Ihr Vermögen ließ Marianne Rhodius vor allem karitativen und kulturellen Einrichtungen zukommen. Damit setzte sie eine Familientradition fort. Sie setzt sich für den Bau einer Synagoge in Linn ein, gab Geld für den Bau des Kaiser-Wilhelm-Museums in Krefeld, überließ der Stadt Liegenschaften für ein Heim für Mittellose und Bedürftige und unterstützte Dichter und Denker ihrer Zeit.
Marianne Rhodius starb am 2. November 1902 in Krefeld. Sie war kinderlos und hinterließ ihr Vermögen Stiftungen und Krankenhäusern. Laufende Darlehen wurden bei ihrem Tode bis zu einer gewissen Höhe erlassen. Ihre Immobilien erbte ihre Cousine Maria Schelleckes, so auch das Jagdschloss, in das sie einzog. Als Maria starb verkaufte ihr Ehemann die Linner Immobilien im Jahr 1928 an die Stadt Krefeld, die im Jahr 1930 im Jagdschlösschen ein erstes Museum einrichtete.
Zu Ehren von Marianne Rhodius wurde ein eigenes Zimmer im Jagdschloss eingerichtet. In diesem „Marianne-Rhodius-Zimmer“ befinden sich Porträts dieser beeindruckenden Frau und auch ein Teil ihrer eigenen Möbel.
Alle weiteren Räume des Jagdschlosses sind im Stil des 18. und 19. Jahrhunderts eingerichtet. Sie erzählen auf sehr lebendige Art von der Lebensweise der großen Krefelder Fabrikantenfamilien.

Schlafzimmer Jagdschloss Burg Linn
Schlafzimmer im Jagdschloss von Burg Linn – Foto: A. Kircher-Kannemann, CC-by SA 4.0

Wir sind am Ende unseres Rundgangs durch die Geschichte Krefelds angekommen. Viele Tausend Jahre Geschichte von Ur- und Frühgeschichte, über die Römer und Mittelalter bis hin zum 18. und 19. Jahrhundert haben wir gesehen und erlebt. Wenn wir Glück haben und es vor 17 bzw. 18 Uhr ist, dann können wir noch einen letzten Abstecher ins Museums-Café machen, einen letzten Kaffee oder auch Wein trinken und das Gesehene Revue passieren lassen.

Museums-Café Burg Linn
Erlebnisse Revue passieren lassen und Gedanken ordnen im Museums-Café Burg Linn –
Foto: A. Kircher-Kannemann, CC-by SA 4.0

Adresse


Rheinbabenstrasse 85
47809 Krefeld

Öffnungszeiten

  1. April – 31. Oktober 10:00-18:00 Uhr
  2. November – 31. März 11:00-17:00 Uhr

Eintrittspreise


Kinder unter sechs Jahren haben freien Eintritt.

Familienkarten
– für einen Erwachsenen und bis zu vier Kinder
– für zwei Erwachsenen und bis zu vier Kinder
Archäologisches Museum: 6,50 / 10 Euro
Burg und Jagdschloss: 8 / 13 Euro
Verbundkarte für alle Bereiche und das Deutsche Textilmuseum: 10,50 / 17 Euro

Erwachsene
Archäologisches Museum: 5 Euro
Burg und Jagdschloss: 6 Euro
Verbundkarte für alle Bereiche und das Deutsche Textilmuseum: 8 Euro

Schüler/Studenten
Archäologisches Museum: 3 Euro
Burg und Jagdschloss: 3,50 Euro
Verbundkarte für alle Bereiche und das Deutsche Textilmuseum: 4 Euro

Webseite und Social Media


Webseite Museum Burg Linn

Facebook


Beitragsbild:
Burg Linn und Jagdschloss – Mittelalter trifft Frühneuzeit in Krefeld
Foto: A. Kircher-Kannemann, CC-by SA 4.0

Dr. Anja Kircher-Kannemann
Dr. Anja Kircher-Kannemann

Promovierte Historikerin, Autorin, Kulturvermittlerin und Bloggerin.
Themen: digitale Kulturvermittlung – #digKV – Social Media – Storytelling – Geschichte(n) erzählen

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