Burg Linn – Krefeld – Museums-Tipp
Lassen Sie uns unseren Rundgang durch das Museumszentrum Burg Linn fortsetzen. Wir verlassen die Römer, die Franken und das lauschige Museums-Café und begeben uns auf einen kurzen Fußmarsch durch einen kleinen Park, der ehemals vor den Toren der eigentlichen Burg gelegen war. Nach wenigen Schritten stehen wir vor einer kleinen Brücke und einem Tor. Hier ist der Eingang zum eigentlichen Burggelände. Wir treten ein und es öffnet sich eine große freie Fläche an deren Ende die Burg zu sehen ist. An den Rändern der runden Wiese reihen sich kleinere und größere Gebäude aneinander. Da ist links das kleine Backhäuschen, dass es schon im 14. Jahrhundert gab, daneben ein zweiter Museumsshop mit Kassenbereich für die Besucher, die nur die Burg und das Jagdschlösschen besuchen möchten, dann kommt das Jagdschlösschen, das wir uns später ansehen werden. Zur rechten stehen ein paar kleine Remisen. In ihnen finden sich schöne alte Schlitten und altes Feuerwehrgerät, das einmal im Monat (immer am ersten Sonntag) vorgeführt wird. Dahinter dann die alte Zehntscheune, die weniger aussieht wie eine Scheune als mehr wie ein ebenfalls herrschaftliches Gebäude.
Am Ende der Wiese angekommen stehen wir erneut vor einer Brücke. Wir gehen hinüber, durch ein weiteres Tor und stehen im nun Innenhof der eigentlichen Burg.
Inhaltsverzeichnis
Der Burghof von Linn
Burgen sind doch immer wieder faszinierend. Nicht nur Kinder fühlen sich magisch von ihnen angezogen, auch den meisten Erwachsenen geht es nicht viel anders. Unwillkürlich lässt man den Blick schweifen und fragt sich welche Geschichten hier wohl passiert sein mögen, welche Menschen hier gelebt haben und vor allem wie sie hier gelebt haben. Und ganz klar darf eine Frage nie fehlen: „Spukt es hier?“ – Dazu kommen wir später. Erst einmal schauen wir uns den Burghof genauer an:
Noch heute ist der Burghof umgeben von einer Ringmauer. Sie stammt aus dem Beginn des 13. Jahrhunderts und hat sich tatsächlich vollständig erhalten, inklusive der Zinnen und man kann auf ihr auch heute noch teilweise entlangwandern. Der Ausblick dabei ist nicht nur Richtung Burghof beeindruckend, sondern auch in Richtung auf den Park, der die Burg umgibt.
Aber bleiben wir noch kurz im Burghof und schauen uns die Gebäude an: Da ist rechts der Palas, das alte Wohnhaus der Burg mit den Rittersälen. Er stammt aus dem 13. Jahrhundert. In sein Inneres gelangte man im Mittelalter nur über eine hölzerne Außentreppe deren spuren noch sichtbar sind.
Auf der linken Seite ist der Küchenflügel. Dieser Bereich ist deutlich jünger und wurde erst im Verlauf des 16. Jahrhunderts errichtet. Wir aber gehen nun erst einmal hinauf auf die Ringmauer, schauen uns den Innenhof von oben und die Landschaft an und gehen dann durch eine Tür in das Innere des Hauptturms.
Das Innere von Burg Linn
Der Weg, den wir jetzt hinein genommen haben in den Turm stammt nicht aus den Anfängen der Burg Linn. Anfänglich gelangte man in das Hauptgeschoss des Turmes auch nur über eine hölzerne Außentreppe. Der Zugang über den Wehrgang wurde erst später angebaut. Im Turm selber gibt es einige eher kleine Räume und in der Mitte ein tiefes Loch, das noch bis 1794, also bis zum Einmarsch der Franzosen, als Amtsgefängnis diente. Sowohl die Gefangenen, als auch Wasser und Brot gelangten nur über einen Seilzug in das tiefe Verlies. Die Geschichten, die sich hier wohl abgespielt haben mögen, mag man sich gar nicht mehr so recht vorstellen.
Für Fußkranke, schlecht Trainierte und Klaustrophobiker ist der weitere Aufstieg hoch zur „Aussichtsplattform“ nicht unbedingt geeignet und zu empfehlen. Aber er lohnt sich, denn von hier oben hat man einen enormen Blick auf Linn und den von Maximilian Weyhe angelegten Park bis weit zum Rhein.
Vom Turm aus gibt es auch eine Verbindung in den Palas. Das Wohngebäude empfängt den Besucher gleich mit vier großen Sälen. Da ist zunächst einmal der untere Rittersaal, der eigentliche Eingangsbereich des Palas. Wer im Mittelalter hierher kam, der hatte hier erst einmal die Möglichkeit sich aufzuwärmen und seine Reisekleidung abzulegen. Zwei rekonstruierte Kamine zeugen davon. Vom Saal geht auch die Waffenkammer ab und eine kleine gotische Kapelle. Erst zu Beginn des 14. Jahrhunderts wurde sie eingebaut und es finden sich noch heute Spuren der ehemaligen Farbigkeit der Kapelle. Hier ruhen inzwischen die Gebeine des Begründers der Burg Linn: Otto von Linn.
Freunde von Wandteppichen werden im Übrigen den Unteren Rittersaal mögen, denn in ihm befindet sich der „Perseus-Teppich“. Er zeigt in mittelalterlicher Gewandung die Geschichte der Heimkehr des Perseus.
Um bei den Wandteppichen zu bleiben: die gibt es auch im oberen Rittersaal, ebenso wie einen großen Kamin. Inzwischen wird dieser Saal als Veranstaltungsort genutzt und enthält neben zeitgenössischen mittelalterlichen Möbeln auch eine kleine Bühne und ausreichend Bestuhlung. Vom oberen Rittersaal geht die „Kemenate“ ab, die wohl die erste Burgkapelle gewesen ist und später als beheizbarer Wohnraum diente. Dass wir diesen oberen Rittersaal heute so einfach und bequem erreichen können, dass verdanken wir übrigens dem Anbau eines Treppenturms aus dem Jahr 1702. Gut 500 Jahre lang gab es nur eine hölzerne Außentreppe.
Der Renaissance-, sowie der Barocksaal sollten nach dem Konzept von Albert Steeger den Wandel des Lebens auf der Burg vom Mittelalter zur Frühneuzeit zeigen. Heute beherbergen diese beiden Räume eine Ausstellung zur Geschichte der Burg Linn und wechselnde Sonderausstellungen.
Burg Linn – Mittelalter meets Virtual Reality
Für alle Spielkinder und die, die es werden wollen gibt es ein Highlight im Oberen Rittersaal: Mittelalter meets Virtual Reality. Mit Hilfe einer Virtual-Reality Brille kann man sich fühlen wie im mittelalterlichen Belagerungsfall. Für mich persönlich war es der erste aktive Kontakt mit einem solchen Spiel und was soll ich sagen: hätte ich das Katapult bedienen und die Verteidigung der Burg organisieren müssen – sie hätte nicht lange standgehalten. Auf jeden Fall macht es Spaß und wer die Gelegenheit zum Spiel hat (unter Aufsicht des Museumspersonals), sollte sie auch auf jeden Fall nutzen.
Die Burgküche von Burg Linn
Lassen Sie uns noch ein wenig für das leibliche Wohl sorgen und in den frühneuzeitlichen Küchentrakt der Burg gehen. Die heutige Burgküche stammt aus dem 17. Jahrhundert. Von dem mittelalterlichen Vorgänger ist nicht mehr viel erhalten. Einzig ein Kamin und eine Spüle zeugen noch vom Mittelalter.
Als Kühlschrank diente den Bewohnern der Burg ein Kühlschacht, der in den Keller hinabführt und das Wasser kam aus einem an der Außenmauer gelegenen Brunnen. Es war also für alles gesorgt und man hätte deutlich schlechter leben können.
Kinder haben übrigens in der alten Burgküche die Möglichkeit ihren Geburtstag zu feiern und an jedem letzten Sonntag im Monat gibt es eine Kinderführung in der Burg – mit Kostümen für kleine Ritter und Burgfräulein.
Und wie war das jetzt mit dem Spuken?
Mir persönlich ist kein Geist begegnet, aber es war ja auch noch hell. Wenn man aber an Spukgeschichten glauben mag, dann ist es wohl nicht ganz unwahrscheinlich, dass es in der Burg Linn spukt.
Immerhin gibt es hier ein tiefes und dunkles Verlies und wer weiß schon welche Dramen und Geschichten sich dort im Laufe der Jahrhunderte so abgespielt haben.
Adresse
Rheinbabenstrasse 85
47809 Krefeld
Öffnungszeiten
01. April – 31. Oktober 10:00-18:00 Uhr
01. November – 31. März 11:00-17:00 Uhr
Eintrittspreise
Kinder unter sechs Jahren haben freien Eintritt.
Familienkarten
– für einen Erwachsenen und bis zu vier Kinder
– für zwei Erwachsenen und bis zu vier Kinder
Archäologisches Museum: 6,50 / 10 Euro
Burg und Jagdschloss: 8 / 13 Euro
Verbundkarte für alle Bereiche und das Deutsche Textilmuseum: 10,50 / 17 Euro
Erwachsene
Archäologisches Museum: 5 Euro
Burg und Jagdschloss: 6 Euro
Verbundkarte für alle Bereiche und das Deutsche Textilmuseum: 8 Euro
Schüler/Studenten
Archäologisches Museum: 3 Euro
Burg und Jagdschloss: 3,50 Euro
Verbundkarte für alle Bereiche und das Deutsche Textilmuseum: 4 Euro
Webseite und Social Media
Webseite Museum Burg Linn
Facebook
Beitragsbild:
Burg Linn – rückwärtige Ansicht
Foto: A. Kircher-Kannemann, CC-by SA 4.0
Promovierte Historikerin, Autorin, Kulturvermittlerin und Bloggerin.
Themen: digitale Kulturvermittlung – #digKV – Social Media – Storytelling – Geschichte(n) erzählen
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