Kultur-News KW 04-2019

EDIT März 2021:
Veraltete Links wurden inzwischen entweder gelöscht oder aber auf web.archive umgeleitet.

Digitales

  • Manchmal kann es auch gut sein, wenn sich Parlamentarier nicht einigen können. So hoffentlich auch in diesem Fall, denn der Streit über die Artikel 11 und 13 des EU-Leistungsschutzrecht hat nun erstmal zu einer Aussetzung geführt. Vom Tisch ist das Urheberrechtsgesetz damit aber noch nicht.
    Weitere ausführliche Informationen über den momentanen Stand der Dinge und die Diskussion findet sich auch bei heise.de.
    Weitere Reaktionen finden sich zusammengefasst und verlinkt bei „ZKBW“.
  • Bleiben wir noch einen Augenblick bei der EU-Urheberrechtsreform und beim Leistungsschutzrecht: Wer bisher dachte, diese Reform beträfe nur Youtube, Wikipedia, Google und Co., der irrt. Auch wissenschaftliche Bibliotheken und im Grunde jeder Forschende sind letztlich betroffen, denn „Ohne Zitate gibt es keine wissenschaftlichen Veröffentlichungen.“ Was aber, wenn die im Upload-Filter hängenbleiben? Eine Analyse von Armin Talke auf dem Blog der Staatsbibliothek Berlin.
  • Und weil solche Gesetzesideen ja immer ganz viele und lange Rattenschwänze nach sich ziehen, droht Google nun mit der Abschaltung von „Google News“ in Europas.
  • Und noch eine Nachricht in Sachen Urheberrecht: Das Internet Archive hat nun Ärger mit der britischen Schriftstellergewerkschaft wegen angeblicher „direkter und strafbarer Verletzung des Urheberrechts“.
  • Sie lesen gerade einen Blogbeitrag und Sie fragen sich jetzt warum ich Ihnen das so ausdrücklich aufschreibe (nehme ich zumindest an). Nun: Eine Studie hat ergeben, dass sich das Lesen digitaler Medien vollkommen anders gestaltet als das Lesen auf Papier. Daher fordern Wissenschaftler, dass es neue Tools und neue Strategien braucht, um die Fähigkeit des verstehenden Lesens und die „Lesefähigkeit“ als solche zu erhalten. Die Ergebnisse der sogenannten Stavanger-Studie finden Sie auf FAZ-Net.
  • Mozart digital – ein Fest für alle Liebhaber klassischer Musik, aber auch für HistorikerInnen, denn die digitale Edition umfasst nicht nur Musik und Libretti, sondern auch Briefe und andere Schriftquellen, die das Leben im 18. Jahrhundert erhellen.
  • Die Österreichische Nationalbibliothek setzt ihre Zusammenarbeit mit Google fort und digitalisiert weiter! Inzwischen sind rund 600.000 urheberrechtsfrei Werke digitalisiert worden, die über die ÖNB, Google Books und Europeana zugänglich sind.
  • Und es geht noch weiter mit Open Access: „The Cleveland Museum of Art is one of the most visited art museums in the world, and soon it will become one of the most important online collections as well. Today, we are announcing a release of 30,000 high quality, free and open digital images from the museum’s collection under CC0 and available via their API. CC0 allows anyone to use, re-use, and remix a work without restriction.“
    Via Archivalia.
  • „Die Kunst in der Photographie“ – eine Zeitschrift aus den Anfängen der Photographie, als Fotos noch aussehen konnten wie ganz alte Stillleben. Erschienen ist diese Zeitschrift zwischen 1897 und 1908. Die erhaltenen Ausgaben werden nun von der Universitätsbibliothek Heidelberg digitalisiert.
  • „Die Leibniz-Gemeinschaft unterstützt als erste außeruniversitäre Forschungsorganisation in Deutschland das wissenschaftliche Buch mit einem Open-Access-Publikationsfonds. Geförderte Bücher sind somit ab Veröffentlichung sofort und kostenfrei für Forschung und Gesellschaft auf dem „goldenen“ Weg des Open Access elektronisch verfügbar.
    Der neue Fonds sieht eine Anschubfinanzierung für die Open-Access-Publikation von wissenschaftlichen Büchern vor. Die Mittel dafür werden aus dem Strategiefonds der Leibniz-Gemeinschaft zur Verfügung gestellt. Der Publikationsfonds richtet sich an alle 95 Leibniz-Institute und -Forschungsmuseen und trägt in besonderer Weise den in der Leibniz-Gemeinschaft vorhandenen, unterschiedlichen Wissenschaftstraditionen und Publikationskulturen Rechnung.“ berichtet das Blog des Zentralkatalogs Baden-Württemberg.
  • Social Media als Öffentlichkeitsarbeit, als Netzwerkstrategie und als Chance ein neues und jüngeres Publikum anzusprechen. Damian Kaufmann beschäftigt sich mit dem Sinn von Facebook für Museen und andere Kultureinrichtungen.

Stahlstich von Schloss Jägerhof in Düsseldorf, ca. 1860, heute Sitz des Goethe-Museums
Stahlstich von Schloss Jägerhof in Düsseldorf, ca. 1860
G. Heisinger nach einer zeichnung von Ludwig Rohbock; scan by Sir Gawain [Public domain], via Wikimedia Commons

Museum

  • „Die Galerie der Schönheiten“ in Schloss Nymphenburg – Porträts schöner Frauen aus allen Schichten der Gesellschaft, gemalt von Joseph Stieler. Das Blog der Bayerischen Schlösserverwaltung stellt diese Galerie und ein ganz besonderes Bild vor.
  • „Atlantropa – Ein Leben für die Vision“ – Ralph Würschinger stellt auf dem Blog des Deutschen Museums eine Utopie, die Probleme mit einem Podcast und die jahrelange stille Forschung eines Museums vor.
  • Bayern jenseits von Lederhosen, die „prunkvollste und ambitionierteste Schlossanlage im Reich und ein „eifersüchtig gehütetes Geheimnis“ leuchtend bunter Bilder. Christian Quaeitzsch berichtet auf dem Blog der Bayerischen Schlösserverwaltung über die „Scagliola-Arbeiten der Familie Pfeiffer/Fistulator in der Residenz“.
  • Was bringt das Jahr 2019 im LVR-Landesmuseum Bonn? Auf dem Blog gibt’s eine Übersicht über Veranstaltungen und Ausstellungen. Viel Spannendes und Neues erwartet den Besucher.
  • Jugendstil! Ich liebe ihn, viele andere finden ihn kitschig. Das Uhrenmuseum Furtwangen hat nun seine Ausstellung um eine herrliche Jugendstil-Standuhr erweitern können und stellt sie auf seinem Blog vor.
  • Tanja Praske hat ihre Museumsbloggroll auf den neusten Stand gebracht und dabei leider feststellen müssen, dass die Zahl der bloggenden Museen wieder einmal abgenommen hat. Es sind (Stand Januar) nur noch 88 Museen, die sich ein eigenes Blog gönnen. Das ist schade, denn Museen haben so viele spannende Themen und Objekte zu bieten deren Geschichten eigentlich erzählt werden sollten. Doch wer sollte sie erzählen in Zeiten von Zeit- und Personalmangel?

Tischzucht Jakob Köbel Bild erste Seite
Bild auf der ersten Seite von Jakob Köbels Tischzucht

Ausstellungen

  • Verschollen und vergessen in den Tiefen des Depots – das passiert so manchem Exponat in Museen überall auf der Welt. Ich entsinne mich an eine wochenlange Suche nach einem ganz bestimmten römischen Glasfläschchen im Depot eines Museums an deren Ende wir nicht nur das Glasfläschchen (zum Glück) wiederfanden, sondern auch das ein oder andere Stück von dem niemand wusste, dass es überhaupt existierte. – Über solche Objekte berichtet David Barth vom Historischen Museum Frankfurt im Rahmen der Ausstellung „Vergessen – Warum wir nicht alles erinnern“ und macht einen Rundgang durch’s Depot mit der Frage: Ist das Schrott oder warum wurden die Stücke vergessen?
  • „Das Schwert“ steht noch bis Ende April im Zentrum einer Sonderausstellung des Landesmuseums in Stuttgart und natürlich denkt man – zumal als Historikerin – bei Schwertern erst einmal ans Mittelalter. Aber auch aus der aktuellen Populärkultur sind Schwerter nicht wegzudenken und selbst im Bereich Science Fiction sind sie noch immer wichtige Requisiten, denn was wäre zum Beispiel ein Klingone ohne sein Bat’leth? – Das Blog des Landesmuseums Stuttgart beschäftigt sich nun mit dem Schwert in der Populärkultur unserer Zeit.

Bibliotheken/Archive

  • Klaus Graf stellt die Frage: „Wieviele mittelalterliche Paläographen und Paläographinnen gibt es in Deutschland?“ und kommt zum Ergebnis, dass es wahrscheinlich nicht viele sein können und dass sich die wenigen offenbar nicht wirklich mit Digitalisierung beschäftigen. Dabei zieht er Vergleiche zu den Niederlanden, wo dies offenbar vollkommen anders aussieht und macht Vorschläge, „wie das geriatrische Elend eines überalterten Projekts aus den 1950er Jahren“ behoben werden könnte.

Schloss Benrath Düsseldorf
Schloss Benrath – Düsseldorf –
Foto: A. Kircher-Kannemann, CC-by SA 4.0

Geschichte

  • Die Abteilung für Rheinische Landesgeschichte in Bonn hatte einen Tag der offenen Tür und stellte sich und ihre Arbeit vor. Aber nicht nur um die Rheinische Landesgeschichte ging es bei diesem Tag der offenen Tür, sondern auch um das wissenschaftliche Bloggen, das seit Jahren sehr erfolgreich hier betrieben wird.
  • Die Wirkungsgeschichte Friedrichs des Großen – bis heute von vielen liebevoll „der alte Fritz“ genannt, ist schon eine interessante Geschichte. Er gilt als derjenige, der die Kartoffel nach Deutschland brachte und so das Volk ernährte, als großer und stets siegreicher Feldherr und natürlich als der flötenspielende tolerante Aufklärer. Nur wenig bis gar nichts davon kann man tatsächlich so stehen lassen und dennoch ist dieses Bild wie gemeißelt. Woran liegt das? Jürgen Luh beschäftigt sich auf dem Blog des Research Center Sanssouci mit der Wirkungsgeschichte Friedrichs des Großen.
  • „Partizipation ist heute in aller Munde. Eine möglichst enge Ausrichtung an den Interessen und Bedürfnissen des Publikums gilt nicht nur in der Politik, sondern auch in Kultur und Wissenschaft als das Erfolgsrezept schlechthin. Überzeugende Transferaktivitäten sind deshalb auch ein entscheidendes Kriterium bei der Vergabe öffentlicher und privater Fördermittel. Die internationale Public History diskutiert die Herausforderungen und Grenzen einer umfassenden Teilhabe an historischen Forschungsprozessen schon seit längerem unter dem Stichwort “Shared Authority”.“ Cord Arendes stellt die Frage, ob aufgrund dieser Tatsache „Public Historians“ ganz besonders prädestiniert sind sich in Wissens- und Wissenschaftstransfer zu engagieren.

Archäologie

  • Ach, ja, die Neandertaler … So langsam wird klar, dass man sie sehr lange Zeit wirklich vollkommen unterschätzt hat, denn weder waren sie so tumbe Toren, wie lange vermutet, noch waren ihre Waffen unterentwickelt, wie nun eine neue Untersuchung ergeben hat.

Das projektierte Hans Sachs Denkmal in Nürnberg
Quelle: Die Gartenlaube 1868 [Public domain], via Wikimedia Commons

Lesenswert

  • Ein Real-Time Experiment aus den USA zeigt: Weniger Copyright gleich mehr Innovation, mehr Verbreitung und mehr Bildung! Ein Plädoyer für das Überdenken der aktuellen Urheberrechtsgesetzgebung und gleichzeitig auch ein Plädoyer für mehr Open Access!
  • „Mangelware“ menschliche Aufmerksamkeit – warum bisherige Lernformen nichts bringen und Wissenschaftler und auch so mancher CEO für eine neue Art des „Häppchenlernens“ plädieren.
  • Der gerade abgeschlossene Aachener Vertrag hat auch Auswirkungen auf die Kultur, denn Deutschland und Frankreich planen bis 2020 mindestens zehn neue deutsch-französische Kulturinstitute zu gründen.
  • Die Geschichte einer Villa zwischen Zahnarztpraxis, Sammlungsort, Studenten-WG und Museum. Angelika Schoder beleuchtet die Geschichte der Villa Flora in Winterthur und die Geschichte der Kunstsammlung der Familie Hahnloser.
  • Langeweile und auf der Suche nach Lesestoff? Dann hat Angelika Schoder genau die richtige Lösung. Sie hat eine ziemliche Vielzahl von Blogs und Podcasts zusammengestellt, die sich mit Themen rund um Kunst, Kultur und Museen beschäftigen. Wer da nicht den richtigen Lesestoff findet …
    Viele Dank an dieser Stelle für die Aufnahme von Kultur-geschichte(n)-Digital in die Liste der Blogs zu Kultur- und Museumsthemen!

In eigener Sache


Beitragsbild:
Sachs, Hans: Die Wittembergisch Nachtigall, Die man yetz höret uberall [Bamberg] [1523] [VD16 S 647]
Bildunterschrift: “Ich sage ewch/ wo dise sweygen/ so werden die stein schreyen. luce. xix.”
Quelle: http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0002/bsb00025702/image_5
Hans Sachs (1494–1576) [Public domain], via Wikimedia Common

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert