Das LVR-LandesMuseum in Bonn – Museums-Tipp
Es ist schon ein ganz schön beeindruckendes Museum, dieses LVR-LandesMuseum auch Rheinisches Landesmuseum für Archäologie, Kunst und Kulturgeschichte genannt und das bezieht sich nicht allein auf die schiere Größe, sondern auch auf die durchaus ungewöhnliche Architektur. Beheimatet ist es in Bonn. Der Träger ist, wie der Name schon vermuten lässt, der Landschaftsverband Rheinland.
Die Anfänge des Museums aber reichen viel weiter zurück und zwar fast 200 Jahre. Um genau zu sein steht im nächsten Jahr der 200. Geburtstag an. Es war am 4. Januar 1820 als der preußische Staatskanzler Karl August von Hardenberg den Erlass zur Errichtung für das „Museum Rheinisch-Westfälischer Altertümer“ unterzeichnete. 1874 dann wurde das Museum zum „Provinzialmuseum Bonn“. Gleichzeitig fand auch die wissenschaftliche Forschung hier eine neue Heimat und die hat sie hier auch bis heute in einem eigenen Gebäude.
Inhaltsverzeichnis
Ein Museum im Aufbruch
Wenn man das LVR-LandesMuseum aktuell betritt, dann bemerkt
man zunächst eine relative Leere. Geschuldet ist die der Tatsache, dass sich
das Museum momentan quasi neu erfindet und das im laufenden Betrieb, was
durchaus ungewöhnlich ist. Beim letzten Umbau Ende der 1980er bzw. Anfang der
1990er Jahre ging man noch den Weg der mehrjährigen Schließung.
Heute aber geht man den Weg den Besucher*innen des Museums den Umbau mittels
Zeichnungen zu erklären und die Exponate weitestgehend für die Öffentlichkeit zugänglich
bleiben zu lassen.
Einher geht der Umbau, der auch zu mehr Barrierefreiheit führen wird, mit einer grundsätzlichen konzeptionellen Neugestaltung. Dabei ist diese Neugestaltung eigentlich ein Weg zurück: Einst war das Museum mit seinen Exponaten chronologisch aufgebaut. Bei der Umgestaltung vor etwa 30 Jahren ging man den Weg zum Themenmuseum. Es wurden die unterschiedlichsten Räume eingerichtet, so z.B. zum Thema Religion und in diesen Räumen alles gezeigt von der Antike bis heute, dass mit dem jeweiligen Thema in Verbindung steht. Dieses Konzept hat durchaus etwas, aber es ist schwer verständlich für Menschen, die mit nur wenig Vorbildung einen solchen Ausstellungsraum betreten. Wenn eine frühneuzeitliche Monstranz neben einem römischen Grabstein steht, dann wird es manchmal durchaus schwierig zu erklären, dass zwischen beiden Objekten 1.500 Jahre Geschichte und der Weg vom Olymp zum Kreuz liegen.
Nun also geht man in Bonn den Weg zurück zur Chronologie und der einzige, der an seinem angestammten Platz bleiben darf ist der Neanderthaler.
Ja, Sie haben richtig gelesen: der Neandertaler, der Originale, der Echte und Erstgefundene. Genau der liegt nämlich in Bonn und nicht – wie man vermuten könnte – im Neanderthal-Museum in Mettmann.
Museale Vielfalt im LVR-LandesMuseum in Bonn
Mit dem Neandertaler haben wir dann auch schon eines der wichtigsten Exponate des Landesmuseums. Beim weiteren Gang durch die Ausstellungsräume wird deutlich wie vielfältig und facettenreich dieses Museum ist. Von archäologischen Funden der Steinzeit über zahlreiche römische Funde bis hin zur rheinischen Schlösserlandschaft der frühen Neuzeit und der Düsseldorfer Malerschule tummelt sich hier beinahe alles, was man in einem Museum so vermuten würde.
Es ist eine ziemlich beeindruckende und offen gestanden zeitweilig auch im positiven Sinne anstrengende Zeitreise durch zig Tausende Jahre Menschheits- und Kulturgeschichte, die man in diesen Räumen unternehmen kann. Dabei kommen nicht nur an Archäologie und Kulturgeschichte interessierte Besucher*innen auf ihre Kosten, sondern auch Kunstinteressierte.
Insgesamt sieben Themenrundgänge sind es zurzeit noch, die der Besucher machen kann:
- Neandertaler & Co
- Kelten im Rheinland
- Macht und Mächte
- Von den Göttern zu Gott
- Das Rheinland und die Welt
- Überleben
- Urlandschaft
Hinzu kommt ein achter Rundgang zur Kunst im Rheinland nach dem Zweiten Weltkrieg. Beispielhaft werden an dieser Stelle vor allem Werke von Hann Trier und Leo Breuer gezeigt.
Das LVR-LandesMuseum Bonn und die magische „7“
Was es mit der magischen „7“ auf sich hat?
Ganz einfach: Zunächst einmal gibt es sieben Themenrundgänge im Museum. Aber es blieb nicht bei dieser einen „7“: Bei meinem Besuch anlässlich dieses Museums-Tipps gab es zwei Sonderausstellungen im LVR-Landesmuseum, beide zu mittelalterlichen Themen. Da war zunächst die Ausstellung „Europa in Bewegung – Lebenswelten im frühen Mittelalter“ und zum anderen die Mitmachausstellung „Ritter und Burgen – Zeitreise ins Mittelalter“.
Beide Ausstellungen sind so konzipiert, dass jeweils sieben Personen bzw. Charaktere den Besucher quasi durch die Ausstellung begleiten und für einzelne Themenbereiche stehen. Erst im Nachhinein fiel diese Gemeinsamkeit zwischen beiden Mittelalter-Ausstellungen auf. Das Interessante daran ist: die Zahl „7“ spielt tatsächlich eine wichtige Rolle in der mittelalterlichen Zahlenmystik.
Aktivitäten, Veranstaltungen uvm. im LVR-LandesMuseum Bonn
Wer Museen mag, die aktiv sind und zahlreiche Veranstaltungen anbieten, der ist im Rheinischen Landesmuseum gut aufgehoben. Aktuell gibt es dort den Museumsmittwoch und den Museumssonntag mit Workshops und Führungen. Außerdem sind regelmäßig Experten im Museum aktiv, die die Fragen der Besucher*innen beantworten und Spannendes zu den einzelnen Ausstellungen und ihren Exponaten erzählen.
Auch in den Ferien muss sich hier niemand langweilen, denn es gibt zahlreiche Programme und Workshops und die nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene, wie etwa das „Fingerschlaufen-Flechten“.
Speziell für Kinder gibt es auch noch „JuLe“. Was das ist? „JuLe“ ist eine Museumszeitschrift für Kinder. Erarbeitet werden die jeweiligen Ausgaben gemeinsam mit Lehrer*innen, Museumspädagog*innen und wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen des Museum sowie einer Grafikerin und dem Comic-Zeichner Özi.
Besonders aktiv ist das Museum auch in Sachen Barrierefreiheit. Der gerade im Gang befindliche Umbau wird hier zu noch mehr Möglichkeiten führen, aber auch jetzt schon ist das Museum barrierefrei für Menschen mit Geheinschränkungen und bietet eine Gebärdendolmetscherin sowie spezielle Führungen für Menschen mit Seheinschränkungen. Hinzu kommen Führungen und Workshops in einfacher Sprache und für Menschen mit demenziellen Veränderungen.
Virtuell und zukunftsgerichtet – das LVR-LandesMuseum im Worldwide Web
In Sachen Worldwide Web und Social Media gehört das LVR-LandesMuseum Bonn sicherlich zu den vorbildlichen Museen. Nicht nur, dass die Webseite des Museums ausgesprochen umfangreich ist und eine gute Möglichkeit bietet sich über alle Themen und Sonderausstellungen des Museums im Vorfeld zu informieren, es gibt auch ein eigenes Blog. Ich finde es toll, wenn Museen bloggen und sie auf diese doch persönlichere Weise mit interessierten Menschen kommunizieren und uns auch einen Blick hinter die Kulissen werfen lassen.
Neben dem Blog ist das LVR-LandesMuseum Bonn auch im Bereich Social Media ausgesprochen aktiv. So gibt es eine Facebook-Seite ebenso wie einen Instagram-Account. Beinahe muss man sagen „selbstverständlich“ ist das Museum auch bei Twitter aktiv und selbst auf Pinterest habe ich die Bonner gefunden, wenn sie auch hier nicht ganz so akribisch zu sein scheinen.
Auf meinen nächsten Besuch im LVR-LandesMuseum in Bonn freue ich mich schon jetzt. Spätestens wenn der Umbau seinem Ende entgegengeht und im September die neuen Sonderausstellungen beginnen werde ich wiederkommen, denn offen gestanden bin ich sehr gespannt auf das neue Konzept und das dann beinah neue Museum.
LVR-LandesMuseum Bonn
Colmantstraße 14-16
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag und Sonntag 11:00 – 18:00 Uhr
Samstag 13:00 – 18:00 Uhr
Eintrittspreise:
Erwachsene 8 Euro, ermäßigt 6 Euro
Gruppe Erwachsene (ab zehn Personen) 6 Euro
Studierende 6 Euro
Kinder / Jugendliche bis 18 Jahre kostenlos
P. S.: Dieser Beitrag ist “Irgendwie Werbung” denn nach einer Anfrage meinerseits bzgl. eines Blogbeitrags über das Museum LVR-Landesmuseum in Bonn musste ich keinen Eintritt bezahlen und erhielt eine Führung durch das gesamte Museum. Hiermit wurden keinerlei Bedingungen verknüpft. Die Anreise habe ich selber finanziert.
Ich bedanke mich an dieser Stelle herzlich beim LVR-Landesmuseum und speziell bei Stephanie Müller für die wirklich tolle und spannende Führung durch das Museum und die Ausstellungen.
Beitragsbild:
Die Entwicklung des Menschen multimedial nachvollziehen im LVR-LandesMuseum Bonn – Foto: A. Kircher-Kannemann, CC-by SA 4.0
Promovierte Historikerin, Autorin, Kulturvermittlerin und Bloggerin.
Themen: digitale Kulturvermittlung – #digKV – Social Media – Storytelling – Geschichte(n) erzählen
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