20 Gründe für digitales Storytelling in Museen und Kultureinrichtungen

Sie interessieren sich für digitales Storytelling und / oder Sie sind auf der Suche nach Gründen für digitales Storytelling. Das ist zumindest sehr wahrscheinlich, denn Sie sind auf diesem Blogbeitrag gelandet.
Der wichtigste Grund für Storytelling im Allgemeinen und für digitales Storytelling im Besonderen sei gleich vorausgeschickt: Nahezu 94 Prozent aller Sinneswahrnehmungen von uns Menschen finden entweder mit den Augen oder den Ohren statt!
Mit digitalem Storytelling können Sie beide Sinne ganz leicht ansprechen.

Bevor ich zu den anderen 20 Gründen komme, seien zwei Geschichten vorangestellt, die Ihnen zeigen, wie wichtig emotionale Geschichten für das Lernen und die Erinnerung bei Menschen sind.

Die erste Geschichte beginnt mit einigen Fragen:
Von wie vielen Menschen, die vor ca. 2.500 bis 3.000 Jahren lebten, kennen wir noch Namen?
Mit wie vielen von ihnen beschäftigen wir uns noch intensiv?
Und – von wie vielen sind ihre Worte überliefert?

Lassen Sie mich raten: allzu viele Menschen sind Ihnen gerade nicht eingefallen. Aber ich wette jetzt mal, dass der Name Homer durchaus vorkam.

Kopf des Homer („Epimenides-Typus“). Nachbildung einer römischen Kopie des griechischen Originals aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. Münchner Glyptothek
Kopf des Homer („Epimenides-Typus“). Nachbildung einer römischen Kopie des griechischen Originals aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. Münchner Glyptothek
Foto: gemeinfrei, via Wikimedia Commons

Homer – oder die Bedeutung von Emotionen für Digital Storytelling

Warum ausgerechnet Homer? – Er war kein Held, kein König, kein Feldherr, kein grandioser Baumeister. – Aber er war ein grandioser Geschichtenerzähler!
Seine Geschichten bewegten die Menschen und sie bewegten sie so sehr, dass die Geschichten aufgeschrieben und dann immer wieder abgeschrieben wurden, über tausende von Jahren hinweg und wahrscheinlich noch die nächsten 1.000 Jahre weiter.
Eine gut erzählte Geschichte verliert eben nie an Reiz – egal wie alt sie ist.

Die zweite Geschichte, das ist eine persönliche:
Ich habe in meinem Leben wohl an die 1.000 Skelette oder noch mehr gesehen und teils auch angefasst. Das ist berufsbedingt und nichts Besonderes.
Wenn Sie mich jetzt fragen, ob es vielleicht eines gibt, das mir in Erinnerung geblieben ist, so sehr, dass ich mich immer wieder gedanklich in die Situation begeben kann, dann muss ich sagen ja. Es sind sogar zwei, die ich wohl nie vergessen werde.
Das erste war ein menschliches Skelett, gut 1.500 Jahre alt, Teil einer Ausstellung, die ich mithalf umzubauen und es war das erste menschliche Skelett, das ich je in Händen hielt. – ein emotionaler Moment, eine Mischung aus Schaudern und Staunen. – Eine gute Basis für Erinnerung.
Das zweite ist das Skelett eines kleinen Hundes, ca. 2.000 Jahre alt. Ich sah es in einer Ausstellung und hörte seine Geschichte: der kleine Hund war in die Lüftungsrohre einer römischen Fußbodenheizung gekrabbelt, wahrscheinlich war es kalt du er suchte dort Wärme und Schutz. Aber die Abluft der Heizung führte dazu, dass er eine Kohlenmonoxidvergiftung bekam und starb.
Wieder ist ein Skelett bei mir mit Emotionen verknüpft, diesmal mit Traurigkeit und ich frage mich, ob dieser kleine Hund wohl jemandem gehört hat, ob jemand ihn vermisst hat und auch traurig war.

Sie sehen: für eine gute Geschichte, die in Erinnerung bleibt, da braucht es drei Dinge:
Augen, Ohren und Emotionen!
Und genau diese drei kann man mit Digital Storytelling besonders gut ansprechen.

Und hier jetzt die anderen 20 Gründe:

Skelett eines kleinen Hundes - Ausstellung "Abenteuer Großgrabung" - Museum Burg Linn-Krefeld
Skelett eines kleinen Hundes – Ausstellung „Abenteuer Großgrabung“ – Museum Burg Linn-Krefeld
Foto: A. Kircher-Kannemann, CC-by SA 4.0

20 gute Gründe für digitales Storytelling

  1. Ausstellungsinhalte lassen sich mittels Digital Storytelling mit der Energie von Geschichten kombinieren.
  2. Die Emotionen der Besucher:innen oder User:innen werden angesprochen.
  3. Mit Hilfe von Emotionen wird ein besserer und höherer Lernerfolg erzielt und die Geschichten bleiben eher im Gedächtnis.
  4. Mit Hilfe von digital erzählten Geschichten lässt sich die Vergangenheit für die Zukunft bewahren.
  5. Digitales Geschichtenerzählen fördert die digitale Kompetenz der Nutzer:innen und auch die der Macher:innen.
  6. Ein junges und technikaffines Publikum wird angesprochen. Stichwort: „digital natives“.
  7. Bürger:innen können in das Geschehen im Museum und in die Entwicklung der Ausstellung einbezogen werden.
  8. Das digitale Erzählen von Geschichten fördert den Dialog mit den Menschen und kann eine eigene Dialogkultur entstehen lassen.
  9. Es wird möglich sogenannten „user generated content“, sprich Inhalte der Nutzer:innen, einzubeziehen.
  10. Auf diese Art und Weise ergibt sich ganz automatisch ein Community-Building.
  11. Außerdem wird hierdurch eine gemeinsame Erinnerungskultur geschaffen.
  12. Das Einbeziehen von interessierten Außenstehenden führt zur Einbindung von und zur Verknüpfung mit aktuellen Themen des Hier und Jetzt.
  13. Dadurch wird letztlich die Relevanz der Kultureinrichtung für ihren Ort gesteigert.
  14. Die Kultureinrichtung erlangt damit ihre Zukunftsfähigkeit.
  15. Mit niederschwelligen digital erzählten Geschichten lassen sich neue Nutzergruppen ansprechen und einbinden.
  16. Das digitale Erzählen von Geschichten, gerade via Internet und Social Media erlaubt die Einbeziehung von Blogger:innen und Influencer:innen.
  17. Auf diese Art und Weise kann sich die Kulturinstitution ein größeres Netzwerk aufbauen.
  18. Hieraus ergeben sich neue Möglichkeiten von Zusammenarbeit.
  19. Diese wiederum führen zu neuen Sichtweisen und ggf. zu neuen Themen.
  20. Wissen und Werte lassen sich niedrigschwellig vermitteln.

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